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Zwei Kurven bestimmen den Lebenszyklus

Es gibt zwei Kurven, die den Lebenszyklus eines Menschen bestimmen. Eine führt nach oben und bedeutet ein Mehr an Geld, Status und Wissen. Andreas Salcher fügt hinzu: „In dieser Phase des Mehrwerdens findet Wachstum statt. Es ist eine Zeit der Expansion in der äußeren Welt, in der das Ego zunimmt.“ Die andere Kurve führt nach unten. Sie steht für Verlust, Verletzung und Kränkung. Entwicklung findet jedoch immer nur in dieser zweiten Phase des Wenigerwerdens statt. Denn weil das Ego schmilzt, wird dadurch ein Vertiefungsprozess nach innen ausgelöst. Die westliche Philosophie versucht vor allem, den Prozess des Wachstums in der äußeren Welt zu begründen. Darauf basieren fast alle Erfolgslehren. Dagegen beschäftigt sich die asiatische Philosophie primär mit der Kurve des Weniger, weil eben dort die Entwicklung passiert. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Manche Menschen wollen keinen Neuanfang

Es ist wichtig zu begreifen, dass man sich erst dann erneuern kann, nachdem man weniger geworden ist. In der Antike sah man den „Phönix aus der Asche“ aufsteigen. Christen hoffen nach dem Tod auf die Auferstehung. Die Gefahr besteht jedoch, dass man in einer Falle steckenbleibt und dadurch den fließenden Prozess der Erneuerung unterbindet. Da gibt es zum einen die Rigiditätsfalle. In ihr befinden sich die eisernen Verteidiger des Status quo. Das sind Menschen, die sich in ihrer erreichten Position einmauern und auf Kosten anderer nicht loslassen können.

Selbst wenn sie innerlich wissen, dass es nicht ewig so weitergehen kann, finden sie immer eine Rechtfertigung für sich, den Neuanfang hinauszuschieben. Irgendwann kommt der Punkt, an dem sie sich nicht mehr halten können, meist tief fallen und hart aufschlagen, weil niemand da ist, der sie auffängt. Zweitens gibt es die sogenannte Opferfalle. Darin verfangen sich jene, die in der Phase des Weniger keine Kraft mehr haben, sich auf den Pfad der Erneuerung zu begeben, sondern in der Opfermentalität verharren.

Auch die Phase des Wachstums hat einmal ein Ende

Sie erzählen immer wieder, was man ihnen angetan hat, ihre Feinde im Unternehmen, der betrügerische Ex-Mann, die lieblosen Eltern usw. Durch die permanente Schuldzuweisung an andere schaffen sie den Neuanfang nicht. Als drittes wäre da noch die Vagabundenfalle zu nennen. Darin verfangen sich Menschen, die suchen, aber nie vollenden, wieder suchen, um sich in der ständigen Suche irgendwann zu verlieren. Das sind laut Andreas Salcher die ewigen Studenten, die Träumer, die Lebenskünstler, die Alt-Hippies.

In der Armutsfalle versammeln sich die ewigen Verlierer. Das sind Menschen, mit denen es das Leben nie gut gemeint hat. Falsche Freude, Frustrationserlebnisse in der Schule und später im Job, gescheiterte Beziehungen hindern sie daran, überhaupt aus den Startlöchern zu kommen. Mit Ausnahme einiger außergewöhnlich reflektierenden Menschen denkt in der Phase des Wachstums, des Erfolges uns somit der Bestärkung des Egos niemand daran, dass diese einmal enden wird. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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