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Victor-Emil von Gebsattel erklärt die Angstneurose

In seinem Werk „Die phobische Fehlhaltung“ hob Victor-Emil von Gebsattel hervor, dass das Wesen der angstneurotischen Störungen aus der Psychologie und Anthropologie der Angst heraus begriffen werden muss. Die Angst ist demnach die Quelle und der Motor aller neurotischen Fehlentwicklungen. Existenzphilosophen betrachten die Angst als eine Art Konfrontation mit dem Nichts. Dieses Nichts wohnt nach Victor-Emil von Gebsattel in den Menschen selbst, das sich als Zug und Hang zum Wertlosen bemerkbar macht.

Angst ist ein Stagnieren der Lebensbewegung

Das Unwesentliche, der Abgrund und die Auflösung der Form stehen im Mittelpunkt des Angstneurotikers. Beim gesunden Menschen werden diese Abgründe stets aufs Neue durch die Liebe, die Hoffnung und die Mitmenschlichkeit überbrückt. Wer aber keine liebende Verbundenheit findet, wird Angst verspüren, da er in der Welt keine Heimat gefunden hat. Angst ist für Victor-Emil von Gebsattel ein Symptom für die Unbehaustheit unter den Menschen und der Umwelt. Er definiert die Angst als ein Stagnieren der Lebensbewegung, die normalerweise auf das Werden und Handeln hin ausgerichtet ist. Der Angstneurotiker fürchtet sich vor dem Anrücken der Zukunft in ihrer Gesamtheit.

Die Angstneurose ist eine verfehlte Stellungnahme zur Freiheit

Victor-Emil von Gebsattel tendiert dazu die Angst des Menschen als Krise der Reifung zu interpretieren. Das Phobische erläutert Victor-Emil von Gebsattel als eine verfehlte Stellungnahme zur Freiheit, zur Verantwortung und zum eigenen Schicksal. In der Psychotherapie geht es bei der Heilung eines Angstneurotikers um den Erwerb eines anderen Lebensgefühls, neuer Einstellungen und Haltungen zur Ohnmacht und Hilflosigkeit, zu Schicksal und Solidarität unter den Menschen, zu Freiheit und Verantwortung angesichts der stets unsicheren Situation des Menschen in der Welt.

Von Hans Klumbies

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