Stress ist vor allem ein Phänomen der modernen Gesellschaften

Auf die Belastungen des Alltags reagieren Menschen sehr unterschiedlich. Wer ständigem Druck ausgesetzt ist, kann leicht krank werden. Doch jeder hat es selbst in der Hand, wie stark er sich von seiner Umwelt stressen lässt. Professor Florian Holsboer erklärt: „Noch vor 80 bis 100 Jahren hatten die Menschen echten Stress durch harte Arbeit, Armut, Krankheiten und Krieg – aber von Stress hat keiner gesprochen.“

Der Mangel an Beziehungen führt zu Stress

Für den Neurobiologen Gerald Hüther ist das Wehklagen der Menschen über zu viel Stress ein Abwehrmechanismus: „Dadurch schützen sich die Menschen vor weiteren Belastungen. Und weil das heute fast jeder tut, befindet man sich in guter Gesellschaft.“ Das verstärkte Stressempfinden in hoch entwickelten Industriestaaten ist seiner Meinung nach vor allem auf einen Mangel an tragfähigen Beziehungen zurückzuführen.

Zudem werden die Menschen heute ständig von Reizen aller Art überflutet. Außerdem nimmt die Menge beunruhigender Informationen fortwährend zu. Gerald Hüther erklärt: „Die Medien versetzen uns ständig in Alarmbereitschaft, obwohl die berichteten Bedrohungen und real nur selten gefährden.“ Dabei darf nicht vergessen werden, dass positiver Stress eine lebenswichtige Reaktion ist, die es einem Menschen ermöglicht, in Gefahrensituationen schnell zu reagieren und sich an Veränderungen anzupassen.

Beim Burn-out handelt es sich im Grunde um eine Depression

Ob ein Mensch Stress als negativ oder positiv empfindet, liegt hr von persönlichen Bewertungen, Bewältigungsstrategien und der Persönlichkeitsstruktur ab. Florian Holsboer erklärt: „Wie wir auf Belastungen reagieren, hängt ab von unserer genetischen Veranlagung und frühen Kindheitserfahrungen.“ Der Neurobiologe Gerald Hüther weist noch auf die positiven Botschaften von Stress und Angst hin: „Sie zeigen uns, dass in unserem Leben etwas schiefläuft und wir unsere Einstellung ändern müssen.“ Quelle: Apotheken Umschau

Von Hans Klumbies