Ralph Bollmann fragt nach der Bedeutung des Eigeninteresses

Schon die großen Denker der Aufklärung wussten vor zwei Jahrhunderten, dass der Mensch von Natur aus r noch nicht beantwortet, was dieses wohlverstandene Eigeninteresse überhaupt sein soll. Er schreibt: „Klar ist nur, dass es die Sorge für andere durchaus einschließen kann.“ Der Schotte Adam Smith warb beispielsweise für das freie Spiel der Kräfte im Wirtschaftsleben. Für Alexander von Humboldt stand dagegen die Eigenverantwortung des mündigen Staatsbürgers an erster Stelle. Ralph Bollmann ist Journalist und Publizist, der in Berlin lebt. Nach seinem Studium besuchte er die deutsche Journalistenschule in München.

Ein gesunder Opportunismus gilt als Versicherung gegen totalitäre Versuchungen

Der Franzose Nicolas de Condorcet glaubte wie kaum ein anderer Mensch an die Vernunft und an den Fortschritt. Er betrachtete sogar die Mathematik als eine Lektion in Staatsbürgerkunde. Seiner Meinung nach lehrten die Formel die Rationalität von Mitteln und Zielen vernünftig zu kalkulieren. Ralph Bollmann vertritt die These, dass es ein harter Kampf war, die Menschen zum Egoismus zu erziehen. Er erläutert: „Die Weimarer Republik scheiterte auch daran, dass der Parteienstreit um die Interessen gesellschaftlicher Gruppen als selbstsüchtig verschrien war und die Idee grassierte, lieber solle ein starker Mann an der Spitze ganz selbstlos das vermeintliche Gemeinwohl exekutieren.“

Ralph Bollmann vertritt die These, dass in zwei Weltkriegen Millionen junger Männer ihren individuellen Willen zum Überleben zurückstellten, um sich für die Nation und das Vaterland zu opfern. Dies führte seiner Meinung nach dazu, dass Ideologien, die der Gemeinschaft huldigten, erst einmal in Misskredit gerieten. Ralph Bollmann fügt hinzu: „An ihre Stelle sollte nach westlichem Vorbild eine Gesellschaft treten, die vom nüchternen Streit der Interessen geprägt war. Ein gesunder Opportunismus galt nun als die beste Versicherung gegen totalitäre Versuchungen.“

Die Arbeiter müssen für ihre eigenen Interessen kämpfen

Benachteiligte Gruppen sollen laut Ralph Bollmann ininteresse nicht für ihre eigenen Bedürfnisse kämpfen. Das Urteil über den Egoismus hängt für Ralph Bollmann vor allem davon ab, was der einzelne Mensch darunter versteht. Seiner Meinung nach würde die Marktwirtschaft gar nicht funktionieren, wenn jeder Mensch rational im eigenen Interesse handeln würde.

Laut Ralph Bollmann gibt es in der Geschichte viele Beispiele dafür, dass aus guten Absichten böse Folgen entstehen können. So war der Einmarsch der Amerikaner im Irak davon beseelt, Demokratie und Freiheit ließen sich durch eine Militäraktion ohne große Probleme in diesem Land einpflanzen. Doch es gibt auch Gegenbeispiele. Ralph Bollmann schreibt: „So garantiert der oft geschmähte Machtinstinkt von Politikern den westlichen Demokratien ein Mindestmaß an politischer Stabilität. „

Von Hans Klumbies

 

 

 

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