Mörderische Abgründe gibt es in allen Menschen
Wie krank ist Anders Behring Breivik, der in Norwegen mutmaßlich 76 Menschen ermordet hat? Im Fall Breivik sprechen die akribische Planung und die Kühle der Durchführung gegen eine schwere psychische Erkrankung. Nahlah Saimeh, Ärztliche Direktorin des Zentrums für Forensische Psychiatrie in Lippstadt, ist davon überzeugt, dass eine Diagnose einer Psychopathie bei terroristischen Attentätern in der Regel falsch ist. Sie erklärt: „Häufig steht ein massives narzisstisches Selbstwertproblem dahinter, aber keine Persönlichkeitsstörung im krankheitswertigen Sinne. Massenmörder und Amokläufer sind häufig von einer großen inneren Leere geprägt.“
Jeder Mensch trägt das Böse in sich
Die Psychiaterin Nahlah Saimeh sagt: „Während es Amoktätern oft um Rache oder Kränkung geht, entwickeln politische Mörder häufig ein bizarres, pathologisches Gerechtigkeitsempfinden mit einem aggressiven Gewissen für richtig oder falsch. Das stützt das fragile Selbstwertgefühl wie eine Prothese.“ Auch Hans-Peter Hartmann, Direktor der Klint bei Anders Behring Breivik in der gottesähnlichen Macht, die er sich selbst zusprach, indem er sich zum Herrn über Leben und Tod aufschwang.
Josef Wilfing, mehr als 20 Jahre Leiter der Mordkommission bei der Münchner Polizei, sagt: „Es gibt niemanden, der in einen Menschen hineinschauen kann. Der Mord ist ganz tief im Menschen drin. Jeder trägt das Böse in sich, es kommt nur darauf an, ob es ausbricht.“ Bei mindestens 90 Prozent der Morde hatte es der erfolgreiche Ermittler mit einem völlig normalen Leben zu tun gehabt. In seinem Buch „Abgründe. Wenn aus Menschen Mörder werden“, vergleicht Josef Wilfing die Veranlagung zum Mord mit der zum Krebs. Jeder Mensch trage sie in sich, aber Umwelteinflüsse und Prägungen entscheiden darüber, ob sie ausbricht.
Von Hans Klumbies
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