Menschen gehen unterschiedlich mit dem Scheitern um
Menschen gehen auf verschiedene Arten mit Schuld und Scheitern um. Da gibt es zum Beispiel die Fremd-Strafer: Menschen, die immer andere verantwortlich machen und abstrafen. Dann treten die Verweigerer auf: Sie leugnen jegliche Verantwortung und verweigern sich der Schuld und der Strafe. Dann gibt es noch Untergruppen, darunter so illustre wie etwa die Explodierer, die sofort wütend und irrational werden. Alexander Goebel erklärt: „Wirft man ihnen Scheitern vor, dann drehen sie vollkommen durch und werden übermäßig emotional.“ Oder die Lobes-Junkies, die immer gelobt werden müssen, egal wofür und egal ob verdient. Dann gibt es noch die Beschwichtiger, die überhaupt keinen Handlungsbedarf sehen, sondern für Verniedlichung statt Auseinandersetzung stehen. Sie sind Verhinderer des Fortschritts in Demutshaltung. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.
Jeder hat das Recht auf seine Gefühle
Und dann existieren noch die sogenannten Teflon-Typen, die sich persönlich mit jedem Erfolg ihres Teams schmücken, sich aber bei Erfolglosigkeit beklagen, wie sehr das Team versagt hat. Leute, die geschickt genug sind, damit nichts an ihnen hängen bleibt. In einer emotional belastenden Situation sind Menschen gut beraten, ihre Impulsivität zu kontrollieren. Alexander Goebel fügt hinzu: „Wir haben ein Recht auf unsere Gefühle, aber es ist nicht ratsam, sie unmittelbar nach ihrem Entstehen auch gleich öffentlich kundzugeben.“
Das Lob gehört zur Kultur, ist aber irgendwie von der Bildfläche verschwunden. Man wird nicht mehr gelobt, weil alles, was man richtig macht, eine Selbstverständlichkeit ist. Und wenn etwas schief geht, ist man sowieso der Idiot des Monats. Lob will allerdings gut überlegt und strategisch richtig eingesetzt werden. Wissenschaftler unterscheiden zwischen persönlichem Lob, Aug in Aug vorgebracht, und öffentlichem Lob. Öffentliches Lob scheint den meisten Menschen leichter zu fallen.
Lob ruft eine Schub an Glückshormonen hervor
Seltsamerweise wird ein persönlich ausgesprochenes Lob unter vier Augen vom Lobenden manchmal als Schwäche empfunden, eine gewisse Unsicherheit bei Wortwahl und Körpersprache entlarven das. Dabei ist jegliche Angst vor der formalen Ausführung eines ehrlichen Lobes völlig unberechtigt. Lob ist am besten, wenn es bestätigt und nicht definiert. Man spürt es, wenn es richtig ist, man erkennt es an dem Schub von Glückshormonen. Es gibt der Arbeit einen Sinn. Übermäßiges oder voreiliges Lob dagegen ist nicht ungefährlich, auch in der Kunst.
Viele Menschen trainieren hart und konsequent, wollen immer besser werden und den Erwartungen, die sie an sich selbst stellen, entsprechen. Dennoch verliert man den einen oder anderen Kampf, aus welchen Gründen auch immer. Aber wenn man dabei alles gegeben hat, ist auch das in Ordnung. Doch die erste Runde ist schon verloren, wenn man Angst hat, wenn man sich eine Aufgabe nicht zutraut, wenn man sich nicht darauf freut, zeigen zu können, was man kann. Die richtige Einstellung und der absolute Siegeswille sind die Ingredienzen, die Siege hervorbringen. Quelle: „Gute Gefühle“ von Alexander Goebel
Von Hans Klumbies