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Kinder entwickeln eine intuitive Psychologie

Gerd Gigerenzer erklärt: „Die Neugier auf Ursachen statt auf bloße Assoziationen ist charakteristisch für menschliche Intelligenz und das Kennzeichen von Wissenschaft.“ Kausales Denken ist sowohl eine Stärke als auch der Ursprung von Aberglauben. Etwa, wenn man glaubt, dass das Drücken von Daumen Glück bringt. In den ersten Jahren entwickeln Kinder eine intuitive Psychologie. Sie „wissen“, dass Menschen Gefühle und Absichten haben, und sie können die Perspektive anderer Menschen einnehmen. Spezielle Schaltkreise im Gehirn haben offenbar die Aufgabe zu beobachten, was andere wissen, denken und glauben. Ein Mangel an intuitiver Psychologie ist ein Zeichen für Autismus. Ganz ähnlich entwickeln Kinder auch eine intuitive Physik. Gerd Gigerenzer ist ein weltweit renommierter Psychologe. Das Gottlieb Duttweiler Institut hat Gigerenzer als einen der hundert einflussreichsten Denker der Welt bezeichnet.

Computer verfügen über keinen gesunden Menschenverstand

Beispielsweise wissen die Kinder, dass sich ein Festkörper nicht durch einen anderen Körper hindurchbewegen kann. Und sie wissen, dass Körper in der Zeit fortbestehen und dass sich die Zeit nicht umkehren lässt. Wenn Kinder älter als drei Jahre sind, entwickeln sie ein intuitives Sozialverhalten. Sie sind bestrebt, Gruppennormen zu folgen und moralische Standards zu entwickeln und zu verteidigen. Der gesunde Menschenverstand ist eine gewaltige Herausforderung für die Entwickler der Künstlichen Intelligenz.

Das gilt sogar für das Grundverständnis, dass Wörter und Bilder Objekte in der sozialen und physischen Welt repräsentieren. Es ist den Forschern nicht gelungen, gesunden Menschenverstand in Computer zu programmieren oder tiefe neuronale Netze zu entwickeln, die ihn lernen können. Gerd Gigerenzer ergänzt: „Sensomotorische sind eine andere große Herausforderung.“ Es ist nach wie vor schwierig, einen Roboter zu bauen, der seine Finger ebenso flexibel bewegen kann wie ein Geiger.

Algorithmen können Muster in Bildern entdecken

In Ermangelung dieser Fertigkeiten besteht eine Lösung darin, die Wohnwelten der Menschen an die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) anzupassen. Computer brillieren bei Fähigkeiten anderer Art. Gerd Gigerenzer nennt Beispiele: „Hochgeschwindigkeitsrechnen ist die Grundlage von Suchmaschinen und Schachcomputern. Zunehmende Rechengeschwindigkeit ermöglicht die Suche nach Assoziationen zwischen Merkmalen in großen Datensätzen.“ Algorithmen können Muster in Bildern entdecken, etwa in Genomen und astronomischen Beobachtungen, die für das menschliche Auge schwer zu erkennen sind.

Schnelle Rechenleistung an sich bringt weder kausales Denken noch intuitive Psychologie, Physik oder Sozialität hervor. Ein brillantes Schachprogramm weiß nicht, dass es Schach spielt, noch nicht einmal, dass sein Gegner ein Mensch ist, und genießt den Kick des Gewinnens nicht. Gerd Gigerenzer erläutert: „Diese Unterschiede zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz werden deutlicher, wenn wir konkrete Beispiele wie das Erkennen von Objekten und Szenarien betrachten.“ Quelle: „Klick“ von Gerd Gigerenzer

Von Hans Klumbies

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