Emotionen sind die Vorläufer der Gefühle
Es ist neurobiologisch erwiesen, dass sogar die Körperhaltung Auswirkungen auf das Befinden, das Denken und das Verhalten hat. Hadija Haruna-Oelker ergänzt: „Unser Körper ist Zugang und Brennglas verdeckter innerer Muster und zugleich der Schlüssel für Lösungen, wenn wir in Krisen strecken. Gefühle sind überall. Nicht ohne Grund wird in der Werbung auf den Dreiklang gesetzt: über Emotionen die Neugier wecken und über die Neugier die Kenntnis.“ Damit wird die Brücke zwischen Emotion und Kognition geschlagen. Emotion ist ein Begriff, bei dem die meisten sicher an Gefühle wie Angst, Wut, Freude, Trauer und Liebe denken. In der Wissenschaft gibt es aber mehrere Erklärungen dafür: zum Beispiel, dass Gefühle Wahrnehmungen von Emotionen beziehungsweise von Körperzustandsveränderungen sind. Hadija Haruna-Oelker lebt als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich arbeitet sie für den Hessischen Rundfunk.
Viele Menschen haben Schwierigkeiten über ihre Gefühle zu sprechen
Gefühle sind also das Endprodukt, und Emotionen sind die körperlichen Vorläufer. Hadija Haruna-Oelker erklärt: „Mir wird warm, mein Herz schlägt schneller, meine Stimme wird lauter, oder ich spreche plötzlich mit mehr Druck in der Stimme – all das sind Emotionen.“ Hadija Haruna-Oelker versucht ihre Emotionen verstehen zu lernen, seitdem ihr Kind das tut. Schließlich wissen Kinder erst einmal nicht, wie das geht. Wenn sie Emotionen irgendwann entwickeln, brauchen sie ihre Eltern oder Bezugspersonen als Spiegel, um zu verstehen, in welchem Zustand sie sich befinden.
Zu sehen, wie ihr Kind einmal plötzlich Angst verspürte, dieser Moment wird Hadija Haruna-Oelker im Gedächtnis bleiben. Sie konnte die Angst in seinem Gesicht lesen und war aufgefordert, diesem Gefühl einen Namen zu geben. Hadija Haruna-Oelker stellt fest: „Vielen Menschen fällt es schwer, über ihre Gefühle zu sprechen, obwohl das heilsam und gerade in gesellschaftlichen Zusammenhängen hilfreich wäre.“ Hadija Haruna-Oelker hat sich deshalb angewöhnt, ihre Gefühle auf ihre Art auch in öffentlichen Runden auszudrücken.
Man sollte seine Emotionen für andere sichtbar machen
Hadija Haruna-Oelker vermutet: „Ich glaube, wir täten gut daran, Emotionen mit mehr Selbstverständlichkeit nach außen zu tragen und zu zeigen, dass das nichts mit Schwäche zu tun hat oder damit, dass wir machtlos werden.“ Die Stärke zu entwickeln, Emotionen für andere sichtbar zu machen, zeigt, dass wir alle menschlich sind. Hadija Haruna-Oelker ist der festen Überzeugung, dass wir nicht darum herumkommen, das Thema Differenz auch spirituell zu begreifen, wenn wir gute Beziehungen zueinander haben wollen.
Was für Hadija Haruna-Oelker heißt, einen Zustand zu erlangen, in dem sie wach und bewusst sich selbst und ihre Umgebung spürt, ohne von Gedanken, Erinnerungen, Fantasien oder anderen Gefühlen abgelenkt zu sein. Bist du da? Bist du bei dir? Warum passiert das alles gerade? Simple, einfache Fragen, die sie sich stellt, um die Füße wieder auf den Boden zu bekommen, um sich nicht im Stress oder in Konflikten zu verlieren, wenn sie sich in einer fordernden Situation befindet. Quelle: „Die Schönheit der Differenz“ von Hadija Haruna-Oelker
Von Hans Klumbies