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Eine innere Wandlung ist nicht leicht

Wer weise leben will, muss sich innerlich wandeln. Der römische Philosoph Seneca zitiert dazu den frühen Stoiker Ariston: „Die Philosophie umfasst zwei Teile: das Wissen und die Seelenverfassung. Denn wer den Lehrgang durchgemacht und richtig begriffen hat, was zu tun ist und was zu meiden ist, ist noch nicht weise. Und zwar nicht eher, als bis er eine innere Wandlung durchgemacht hat, durch die seine Seele ganz mit dem, was sie gelernt hat, verschmolzen ist.“ Albert Kitzler vertritt die Auffassung, dass die meisten Menschen an dieser inneren Wandlung scheitern. Der Grund dafür ist, dass ihr Wissen an der Oberfläche bleibt. Es wird nicht durch beharrliches Einüben im täglichen Leben tiefer in der Seele verankert und eingeprägt. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

Handeln ist schwerer als Erkennen

Dieses Wissen sollte man in automatische Denk- und Verhaltensmuster verwandeln. Dadurch stellt man stabile synaptische Verbindungen zwischen dem Wissen, der Motivation und dem Willen, entsprechend zu handeln, her. Geschieht dies nicht, fällt man immer wieder in alte Gewohnheiten zurück, ohne von seinem Wissen den rechten Gebrauch zu machen. Dazu passt die Erkenntnis: „Erkennen ist nicht schwer, nur Handeln ist schwer.“ Dieses Zitat stammt aus dem chinesischen „Buch der Geschichte“.

Dieser Satz bringt eines der Hauptprobleme der Weisheit auf die denkbar kürzeste Formel. Albert Kitzler stellt fest: „Uns ist vieles bekannt, was Weisheit lehrt – und wir handeln trotzdem nicht danach. Es macht den Reiz antiker Weisheitslehre aus, dass sie häufig zentrale Probleme der Lebensführung in kurze und griffige Aussprüche verdichtet.“ Sie wusste, dass man seine Einsichten stets „zur Hand haben“ sollte, wenn man sie braucht. Man sollte sich einer Einsicht spontan erinnern, wenn man in eine Situation gerät, in der sie den rechten Weg weisen kann.

Die meisten Menschen stürzen blindlings vorwärts

Gotthold Ephraim Lessing sagte einmal: „Glückliche Zeiten … als alle Weisheit in kurzen Lebensregeln bestand.“ „Die Menschen sagen alle: Ich weiß, und handeln doch anders.“ Die Stelle stammt aus dem chinesischen „Buch der Riten, Sitten und Gebräuche“. Laut Konfuzius stürzen die meisten Menschen blindlings vorwärts und verwickeln sich in Netze und Stricke, in Fallen und Gruben. Und keiner ist, der sie zu meiden wüsste. Die Menschen sagen alle: Ich weiß.

Wenn die Menschen Maß und Mitte gewählt haben, können sie nicht einen Monat daran festhalten. Viele Menschen wissen, was ihnen guttut, und tun es doch nicht. Das ist eines der zentralen Probleme auf dem Weg zu einer weisen Lebensführung. Ein gutes, gelingendes und glückliches Leben ist so nicht möglich. Es ist sehr schwer, sich dahin zu erziehen, stets seiner besseren Einsicht zu folgen und alle inneren Widerstände zu überwinden. Genauso mühsam ist es, allen äußeren Verlockungen, die einen vom rechten Weg abbringen wollen, zu widerstehen. Quelle: „Weisheit to go“ von Albert Kitzler

Von Hans Klumbies

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