Allgemein 

Die Sexualität kann die Krönung der Liebe sein

Die Ehe und die Liebe scheinen ganz eng zusammenzugehören. Um ein Phänomen wie die Liebe wirklich zu erfassen, bedarf es laut Viktor Frankl mehr als einer psychoanalytischen Deutung – die Liebe muss einer phänomenologischen Analyse unterzogen werden. In ihrem Rahmen erweist sich die Liebe als ein anthropologisches Phänomen ersten Ranges. Die Liebe ist für Viktor Frankl einer der Aspekte dessen, was er als die Selbsttranszendenz der menschlichen Existenz bezeichnet.

Das Gefühl der Leere ist ein existentielles Vakuum

Er versteht darunter den grundlegenden anthropologischen Tatbestand, dass Menschsein immer über sich selbst hinaus auf etwas verweist, auf einen Sinn, den ein Mensch erfüllt, oder auf ein mitmenschliches Sein, dem er begegnet. Der Mensch verwirklicht sich nur selbst im Dienst an einer Sache oder in der Liebe zu einer anderen Person. Die Liebe erfasst laut Viktor Frankl den Partner nicht nur in seiner ganzen Menschlichkeit, sondern darüber hinaus auch in seiner Einmaligkeit und Einzigartigkeit, und das heißt: als Person.

Viktor Frankl diagnostiziert ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Leere, dass sich in den Köpfen vieler Menschen, vor allem in den Industrienationen, festgesetzt hat. Er bezeichnet dieses Leeregefühl als ein existentielles Vakuum. In diese Leere hinein kann nun die sexuelle Libido wuchern. Damit erklärt Viktor Frankl die sexuelle Inflation, die alles zu überwuchern scheint. Im Zuge dieser Inflation wird die Sexualität entwertet, da sie entmenschlicht wird.

Die Liebe trägt am meisten zu Potenz und Orgasmus bei

Die menschliche Sexualität ist mehr als reine Sexualität, da sie der Ausdruck für eine Liebesbeziehung ist. Viktor Frankl postuliert, dass der Tod einer Liebe untrennbar mit der Verminderung der Lust verbunden ist. Wo die Sexualität hr Ausdruck der Liebe ist, sondern zu einem Mittel zum Zweck reinen Lustgewinns wird, ist dieser Lustgewinn zum Scheitern verurteilt. Unter den Faktoren, die am meisten zu Potenz und Orgasmus beitragen, rangiert einer am höchsten, und das ist die Liebe.

Nicht weniger liegt für Viktor Frankl ein Missbrauch vor, wenn die Sexualität als bloßes Mittel zur Fortpflanzung betrachtet wird – anstatt zu bleiben, was sie ist: ein Ausdruck der Liebe. Die Sexualität wird nur dann zur Krönung der Liebe, wenn sie nur zeitweilig in den Dienst der Fortpflanzung gestellt, dem zwangsweisen Geschäft der Produktion des Nachwuchses aber enthoben ist.

Kurzbiographie: Viktor Frankl

Viktor Frankl wurde 1905 in Wien geboren, studierte dort Medizin und arbeitete in den 30er Jahren auf der Station für Selbstmordgefährdete am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Gleichzeitig eröffnete er eine private psychiatrische Praxis. Von 1940 bis 1942 leitete er die Neurologie am Rothschild-Hospital. 1942 wurde er ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, später ins Lager Dachau verlegt und 1945 von den Amerikanern befreit.

Nach dem Krieg wurde Viktor Frankl Leiter der Wiener Neurologischen Polyklinik, der er bis 1971 vorstand. Zu seinen erfolgreichen Büchern zählen unter anderen „Ärztliche Seelsorge“, „Das Leiden am sinnlosen Leben“ und „Der unbewusste Gott“. Seine 27 Bücher erschienen in 21 Sprachen. Allein von seinem Buch „Man`s Search for Meaning“ wurden über vier Millionen Exemplare verkauft. Viktor Frankl starb 1997.

Von Hans Klumbies

Related posts

2 Thoughts to “Die Sexualität kann die Krönung der Liebe sein”

  1. Interessante Auffassungen! Finde auch, dass die Sexualität ein Ausdruck der Liebe ist, und so sollte es sein.

Schreibe einen Kommentar zu Venera Brunnen Antworten abbrechen