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Die Moral setzt sich aus Werten zusammen

Der Begriff „Moral“ bezeichnet ein Bündel von Werten und ethischen Gesetzen, an denen sich „gute“ Menschen orientieren. Damit reguliert sich das zwischenmenschliche Verhalten einer Gruppe, sobald die Menschen sie verinnerlicht hat und befolgt. Damit vermeidet man Schuldgefühle und negative Konsequenzen seitens der Gemeinschaft. Helga Kernstock-Redl erläutert: „Die „Menschenrechte“ definieren zum Beispiel eine solche Wertesammlung, die weithin anerkannt ist. Meistens jedoch sind die geltenden Moralvorstellungen in einer Gruppe oder Familie nicht niedergeschrieben.“ Mehr noch: Den Menschen ist oft gar nicht bewusst, welchen moralischen Regeln sie wie selbstverständlich folgen. Erst die Übertretung macht sie sichtbar: „Das tut man nicht!“ Noch vielschichtiger wird dieses Thema, weil die aktuell wirklich gültige Moralvorstellung einer Gemeinschaft oder Einzelperson den offiziellen Gesetzen durchaus widersprechen kann. Helga Kernstock-Redl ist Psychologin und Psychotherapeutin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der Psychologie der Gefühlswelt.

Mobbing hat unterschiedliche Gründe

Zum Beispiel entwickelte sich die Ansicht, dass es unmoralisch ist, Kinder zu schlagen, in vielen Ländern bereits jahrzehntelang vor der Schaffung eines entsprechenden Strafgesetzes. Konflikte, Schuldzuweisungen und Schuldgefühle entstehen oft auf Basis von solchen, selten klar definierten oder bewussten Gesetzen. Man merkt nur, dass einem sein eigenes Verhalten Schuldgefühle macht oder bei anderen empört, aber kann auf Anhieb gar nicht sagen, warum.

Helga Kernstock-Redl weiß: „Deshalb ist es so wichtig und spannend, aber auch schwierig, die konkreten Regeln zu erkennen und in Worte zu fassen.“ „Mobbing“ hat selbstverständlich unterschiedliche Gründe. Hier nur eine Möglichkeit: Es kann ausgelöst werden, weil ein Mensch ein heimliches Gesetz oder ein Tabu in einer Gruppe bricht. Weil das jedoch einer offiziellen Regel widerspricht, kann dieser unschuldige „Rechtsbrecher“ gar nicht wissen, was er getan hat, und niemand wird es ihm sagen.

Soziale Spielregeln unterscheiden sich von Moralvorstellungen

Die Empörung der anderen ist groß, doch natürlich darf es auch jetzt zu keiner offenen Schuldzuweisung kommen. Stattdessen erfolgt der Ausschluss aus der Gemeinschaft mit irgendwelchen vorgeschobenen Argumenten oder anderen falschen Anschuldigungen. In manchen Familien oder Gemeinschaften sind die moralischen Grundregeln leider absolut ungesund, ungesetzlich, vernichten Gutes, bewahren sinnlos gewordene Traditionen oder bestärken loyal Schreckensherrschaften.

Soziale Spielregeln unterscheiden sich von den Moralvorstellungen. Helga Kernstock-Redl nennt ein Beispiel: „Schon Kinder können die moralischen Gesetze – die Schwachen schützen – unterscheiden von sozialen Konventionen – die Älteren siezen.“ Eine „soziale Spielregel“ zu übertreten, kann eine Regel-Schuld verursachen – samt dem dazugehörigen Regel-Schuldgefühl, falls sie der betroffene Mensch eigentlich befolgen wollte. Im Zentrum sozialer Regeln steht meistens ein „richtiges“ Verhalten. Solche Vorgaben sind relativ leicht veränderbar und differieren stark zwischen unterschiedlichen Gruppen. Schon Kleinkinder begreifen, dass im Kindergarten andere Spielregeln herrschen als daheim. Quelle: „Schuldgefühle“ von Helga Kernstock-Redl

Von Hans Klumbies

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