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Die Liebe macht die Hoffnung auf das Morgen unwiderstehlich

Der eigentliche Glutkern der Liebe ist die ungeheure Energie, die Verliebte spüren. Man kann nicht nur die Welt umarmen, man kann sie auch formen, gestalten, umwälzen. Liebe ist Wandelkraft. Matthias Horx ergänzt: „Liebe krempelt das Leben, die Sichtweisen, das Weltverhältnis um. Liebe macht die Hoffnung, die Neugier auf das Morgen unwiderstehbar. Insofern ist Liebe reine Zukunftsenergie.“ Nach der ersten obsessiven, definitiv verrückten Phase kommt es zur Kristallisierung. „Kristallisierung“ schreibt Helen Fisher, „ist eine Idealisierung, die den anderen durchgängig als ganz Person annimmt und gutheißt. Sie unterscheidet sich von der klassischen Idealisierung dadurch, dass die Liebenden durchaus die Schwächen und Fehler des anderen kennen. Aber sie nehmen selbst diese, ja gerade diese als wunderbar, charmant oder in einem höheren Sinne positiv wahr.“ Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

Die romantische Liebe ist Zeit und Kultur übergreifend

In der Kristallisierung sieht der Verliebte tatsächlich die Welt mit den Augen des anderen. Das heißt: Er verschmelzt mental mit ihm oder ihr zu einem einzigen „Standpunkt“. Die Verliebten schauen mit den gleichen Augen in die Welt. Und damit wird die existentielle Trennung von der Welt, das „Geworfensein in die Existenz“, aufgehoben. Sie erleben einen Moment existentiellen Nichtalleinseins. Dabei ist die romantische Liebe keine Frage des Alters, denn sie formt sich in allen Altersstufen auf ähnliche Weise aus.

Die romantische Liebe ist Zeit und Kultur übergreifend. Liebesgedichte, Geschichten von der Liebe und Liebesdramen ziehen sich quer durch die Epochen und Formen der Zivilisation. Die Entwicklung einer Liebe hat Helen Fisher in der sogenannten Liebeskaskade zusammengefasst: Ein Mensch erlangt eine speziellen Bedeutung für einen anderen. Es entwickelt sich eine intensive Energie zwischen den Verliebten. Die Liebenden sehen alles mit den Augen des anderen. Diese Liebeskaskade ist direkt mit dem menschlichen Belohnungssystem im Gehirn verbunden.

Die Liebe verbindet die Menschen mit der Welt

Das Belohnungssystem hat seine Basis im limbischen System, dem ältesten Teil des Gehirns, das für die Emotionen zuständig ist, aber auch weitere Teile des Mittelhirns sind daran beteiligt. Matthias Horx erklärt: „Beim Lieben werden die erlebten Glückgefühle im Hippocampus, einem Teil des limbischen Systems, zur Erinnerung verarbeitet, also festgehalten. Die Folge ist: Man will mehr davon!“ Natürlich hat diese Liebeskaskade einen evolutionären Sinn. Verliebte sollen so lange zusammenbleiben, bis das Kind, das entsteht, aus dem Gröbsten heraus ist.

Auf der anderen Seite stellt diese chemische Kaskade ein Gefühl her, das dem existentiellsten aller Bedürfnisse entspricht: gesehen zu werden. Matthias Horx weiß: „In der Liebe können und wollen wir uns selbst, unsere Begrenztheiten, Leiden, Unfertigkeiten, vergessen können.“ Und deshalb ist die Liebe nicht nur eine evolutionär erworbene Funktion der Reproduktion, sondern das, was einen Menschen – über den anderen hinaus – mit der Welt verbindet. Er hebt sich selbst im anderen auf, und alles Leiden verschwindet. Quelle: „Future Love“ von Matthias Horx

Von Hans Klumbies

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