Die größte Sucht der Gegenwart ist die Eifersucht
Von Beginn ihres Lebens wird den meisten Menschen gesagt, dass etwas aus ihnen werden soll, dabei sind sie bereits jemand, wenn sie diese Welt betreten. Es sollte allerdings im Leben auch darum gehen, sich wohlzufühlen, zu sein, der man ist, und genau das zu akzeptieren. Klaus Biedermann stellt fest: „Das Ego wird aber ständig von dem Wunsch gespeist, anders zu sein, und deshalb niemals satt. Es kann gar nicht satt werden, da es immer jemanden geben wird, der reicher, schöner, intelligenter, stärker oder schlauer ist als man selbst.“ Dieses Drama setzt sich bis in die Beziehungen vieler Menschen fort. Eine der größten Süchte der Gegenwart ist – neben der Habsucht – die Eifersucht. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.
Viele Menschen suchen die Rettung bei einem Guru
Der eifersüchtige Partner glaubt, jemand anderer könne besser oder attraktiver sein als er selbst. Eifersucht entsteht aus dem Glauben, man selbst sei unvollständig und brauche eine andere Person, um ganz zu sein. Mangelnder Selbstwert entsteht, wenn man in der Kindheit als die Person, die man war, nicht wertgeschätzt und bei Eigeninitiative nicht unterstützt wurde. Schon einem Kind bringt man bei, sein Denken und seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, seine Fantasie und seine Instinkte zu überdecken und zu unterdrücken.
Klaus Biedermann kritisiert: „Man lehrt das Kind somit zu lügen. Nicht hingegen bringt man ihm bei, dass es sich nur selbst retten kann, ebenso wenig lernt es, wie es dabei vorgehen muss.“ So warten ganze Völker auf einen Messias, der sie erlöst, Menschen suchen die Rettung bei Gurus, spirituellen Lehrern oder bei einem Partner. Das vielleicht Fatalste, das einem Menschen sein Ego einredet, ist, dass er getrennt ist. Es sagt ihm, er sein ein Individuum und getrennt von den Mitmenschen und der Umwelt.
Die Menschen haben die Hölle auf Erden geschaffen
Ständig müssen deshalb viele Menschen ihr Bessersein demonstrieren und, noch schlimmer, sie bedienen sich einfach überall, wie Egoisten das eben tun. Klaus Biedermann fügt hinzu: „Ohne Rücksicht auf anderes Leben, mit dem wir diesen Planeten teilen, beuten wir die Natur aus und denken dabei nicht einmal an unsere Nachkommen. Hauptsache, uns geht es gut, Hauptsache, wir bekommen immer mehr und mehr.“ Eines kann man dem menschlichen Ego sicherlich nicht absprechen: seinen Erfindungsgeist.
Zu den größten Erfindungen des Egos gehört ein Gott, der natürlich außerhalb der Menschen existiert. Es würde allerdings eine bessere Welt als die aktuelle geben, wenn die Menschen anfangen würden, selbstständig zu denken, statt den Versprechungen der Religionen zu glauben, nach dem Tod kämen Seligkeit und das ewige Paradies. Jahrtausendelang wurde den Menschen auf die eine oder andere Art Angst vor der Hölle eingebläut, ohne dass sie merkten, dass sie diese bereits oberhalb der Erde geschaffen hatten. Ein wahrlich schlaues Geschäft, die Menschen am Gängelband zu halten. Quelle: „Burn-In statt Burn-Out“ von Klaus Biedermann
Von Hans Klumbies