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Der Dreißiger ist für viele Menschen eine Bruchlinie

Der indische Prinz Siddhartha soll 29 Jahre alt gewesen sein, als er sein bisheriges Leben in Reichtum und Sinnesfreuden hinter sich ließ. Er machte sich auf den entbehrungsreichen Weg der Suche nach der Erkenntnis. An dessen Ende setzte er den Buddhismus in die Welt. Ingeborg Bachmanns eher düsterer Zyklus über einen Menschen, der auf sein Leben als Ganzes zurückschaut, heißt wohl nicht zufällig „Das dreißigste Jahr“. Andreas Salcher erklärt: „Der Dreißiger ist für viele Menschen eine Bruchlinie, ob diese schon mit 29, 30 oder erst mit 33 aufreißt, ist dabei wenig relativ.“ Der Dreißiger bietet Anlass für gute Vorsätze, für Selbstzweifel, für Ängste vor dem Älterwerden und oft für entscheidende Krisen. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Den 30. Geburtstag sollte man groß feiern

Zu glauben, dass ab dem dritten Lebensjahrzehnt das Leben in ruhigere Bahnen gleitet, erweist sich meist als Illusion. Denn man spürt, dass ab jetzt wirklich zählt, was man tut. Die Zeit des unbeschwerten Ausprobierens ist vorbei. Wer mit 30 noch studiert, muss sich auf einmal selbst im Freundeskreis verteidigen. Lange verdrängte Defizite lösen oft hektische Entscheidungen aus. Zum Beispiel den Partner endlich zu heiraten oder zu verlassen, den ungeliebten Job zu wechseln, Kinder zu zeugen.

Die einen sehen im 30. Geburtstag das endgültige Ende der Jugend. Manche erkennen, dass nicht mehr alles möglich ist. Der Tübinger Kulturwissenschaftler Christian Marchetti sieht im 30. Geburtstag eine „bedeutsame Schwelle, an der man sich mit seiner eigenen Biografie auseinandersetzen muss“. Wer jetzt noch keine Arbeit oder Familie hat, empfindet den Dreißigsten oft als belastend. Für Menschen, deren 30. Geburtstag unaufhaltsam naht, gibt Christian Marchetti den Tipp, diesen groß zu feiern, weil es einfach schöner ist für alle Beteiligten.

Das Leben ist unter allen Umständen sinnvoll

Sowohl unter Männern als auch Frauen gibt es den Typus des „Flüchtlings“, der sich eigentlich allem entziehen will und seine Freunde bitte, auf Geschenke und Gratulationen zu verzichten. Stattdessen machen diese Menschen einen Kurzurlaub mit ganz wenigen Auserwählten oder sitzen den Dreißiger einfach ganz allein aus. Andreas Salcher vergisst dabei nicht, dass entscheidende Brüche im Leben oft im Alter zwischen 30 und 33 zu bewältigen sind.

Abraham Lincoln, Sigmund Freud oder Franz Kafka wurden immer wieder von Depressionen geplagt, konnten aber durch deren Überwindung Großes bewirken. An dieser Stelle vergisst Andreas Salcher nicht, dass das Leiden, neben dem Tun und der Liebe, in der Lehr Viktor Frankls ein Weg ist, seinem Leben Sinn zu verleihen. Leben ist demnach unter allen Umständen sinnvoll, selbst unter den schlimmsten. Viktor Frankl hatte die entscheidendsten Erkenntnisse für seine Lehre bekanntlich am dunkelsten Ort der Welt, dem Konzentrationslager entwickelt. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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