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Alleinsein und Einsamkeit unterscheiden sich

Alleinsein und Einsamkeit sind zwei Gefühle, die man leicht verwechseln kann. Andreas Salcher erläutert: „Ein Mensch ist allein, wenn kein anderer um ihn herum ist. Ein Mensch ist einsam, wenn er die Anwesenheit anderer Menschen schmerzlich vermisst.“ Viele, die ständig beruflich und in der Familie unter Menschen sind, sehen sich sogar nach mehr Zeit für sich selbst. Nach Einsamkeit sehnt sich niemand. Im Laufe jedes Lebens gibt es unabhängig vom Lebensalter Augenblicke einer tief empfundenen Einsamkeit. Es geht um einen subjektiv empfundenen Mangel an sozialen Kontakten oder die Sehnsucht nach einem bestimmten abwesenden Menschen. Allein zu leben kann eine bewusste Entscheidung sein, Einsamkeit ist eine Urangst des Menschen. Von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr ist man völlig abhängig von anderen, meist von seiner Mutter. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Jeder Mensch stirbt für sich allein

In seiner letzten Stunde ist der Mensch allein. Jeder stirbt für sich allein. Das ist das einzige Geheimnis des mythenumwobenen Tibetischen Totenbuchs. Denn selbst, wenn man, was sich viele wünschen, im Kreise seiner Liebsten stirbt, die letzte Wegstrecke ist stets ein Alleingang. Doch was ist in den vielen Jahren zwischen unserer ersten und unserer letzten Stunde? Menschliche Beziehungen sind schwierig. Die schwierigste Beziehung ist die zu sich selbst. Sie ist die einzige lebenslange Beziehung, die man hat.

Man kann sich von sich selbst weder trennen, noch kann man sich gegen einen anderen Menschen austauschen in der Hoffnung, dass dann alles besser funktioniert. Viele Psychologen sehen in der Selbstliebe vor allem als Voraussetzung für gelungene Beziehungen zu anderen Menschen. Selbstliebe und Selbstakzeptanz sind sicher wichtige Voraussetzungen für ein gelungenes Leben. Für Andreas Salcher ist zudem das Alleinsein eine Schlüsselqualifikation des modernen Menschen.

Immer mehr Menschen leben immer länger allein

Andreas Salcher stellt fest: „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir mehrmals eine längere Strecke unseres Lebensweges allein gehen müssen ist hoch.“ Rund 35 Prozent des Lebens verbringen Menschen schon heute bereits allein, sagt der Zukunftsforscher Matthias Horx. Die deutlich gestiegene Lebenserwartung führt nach dem Tod eines Partners zu einer langen Zeit des Weiterlebens des anderen, meist der Frau. Die zunehmende wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen ermöglicht es ihnen, unbefriedigende Ehen lange „bevor der Tod sie scheidet“ zu beenden.

Die Annahme, dass sich junge Erwachsene aus individualistischen oder gar egoistischen Motiven immer häufiger für ein Singleleben entscheiden und so zum Zuwachs der Gruppe beitragen, ist dagegen falsch. Der Anteil der 15- bis 29-Jährigen an den Bewohnern von Einpersonenhaushalten ist sogar leicht gesunken. Andreas Salcher weiß: „Es sind definitiv die über 45-Jährigen, die sich trennen und dann die Erwartungen an einen zukünftigen Wunschpartner so hochschrauben, dass die Wahrscheinlichkeit, einen solchen zu finden, naturgemäß geringer wird.“ Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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