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Menschen mit Phobien empfinden starke Angst

Als Phobie bezeichnet man eine irrationale, sehr starke Angst vor bestimmten Objekten, Situationen oder Aktivitäten mit dem Wunsch, diese zu vermeiden. Franca Cerutti weiß: „Das Wort kommt vom altgriechischen Wort „phóbos“ für Furcht. In der griechischen Mythologie gibt es einen Gott namens Phobos, der in der Regel gemeinsam mit seinem Kumpel Deimos in Erscheinung tritt – „deímos“ bedeutet im Altgriechischen Schrecken.“ Furcht und Schrecken also, was für ein sympathisches Paar … Und offensichtlich eines, vor dem die alten Griechen genauso viel Respekt hatten wie die heutigen Menschen. In ihrem Buch „Psychologie to go! Wie verrückt sind wir eigentlich?“ erklärt die Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin Franca Cerutti, was im Körper eines Menschen bei psychischen Erkrankungen, die oft unseren Alltag erschweren, konkret passiert.

Der Angstschaltkreis springt an und verursacht Symptome

Die Bemühungen, der angstauslösenden Situation aus dem Weg zu gehen, können – je nach Phobie – viel Energie und Zeit in Anspruch nehmen und damit selbst zur Belastung werden. Franca Cerutti fügt hinzu: „Menschen mit Phobien empfinden so starke Angst, dass allein der Gedanke an des Objekt oder die Situation tiefes Unwohlsein und körperliche Symptome auslösen kann.“ Dabei ist den Betroffenen in der Regel klar, dass ihre Angst völlig übertrieben ist. Sie wissen auch, dass die meisten Menschen angesichts des Auslösers entweder gar keine oder zumindest sehr viel weniger Furcht empfinden.

Wenn jemand unter einer Phobie leidet, hilft ihm alles kühle Wissen der Welt erst einmal nicht weiter. Der Angstschaltkreis springt trotzdem an und verursacht Symptome, die man nur schwer ignorieren kann: Herzklopfen, Bauchgrummeln, zittrige Hände und ein im Körper aufzeigendes Hitzegefühl. Außerdem hat die Betroffene womöglich die Vorstellung, dass er die Kontrolle verlieren und vor lauter Angst einnässen, umkippen oder sterben könnte. Der Körper signalisiert unmissverständlich: „Nichts wie weg!“

Häufig bestehen mehrere Phobien gleichzeitig

Die Angst kann sich bis zu einem Panikanfall steigern. Phobien entwickeln sich zu über 80 Prozent noch vor dem 20. Lebensjahr. Franca Cerutti ergänzt: „Häufig bestehen mehrere Phobien gleichzeitig. Menschen mit einer Phobie haben zudem oft andere psychischen Erkrankungen, beispielsweise Depressionen. Das Risiko für Alkohol- Medikamenten- oder Drogenmissbrauch ist bei Menschen mit Phobien deutlich erhöht.“ Offenbar schauen Menschen sich ihre Phobien bis zu einem gewissen Grad von ihren Mitmenschen ab.

Man spricht hier von Beobachtungslernen. Auch das ist mit Sicherheit ein evolutionäres Geschenk. Franca Cerutti erläutert: „Nicht jede schlechte Erfahrung selbst machen zu müssen, erhört die Wahrscheinlichkeit der eigenen Unversehrtheit und des Überlebens.“ Offenbar gibt es eine angeborene Bereitschaft auf potenziell gefährliche Reize schnell phobisch zu reagieren – auf komplett ungefährliche Reize aber nicht. Phobien sind demnach nicht beliebig, sondern beziehen sich in der Regel auf Auslöser, die als überlebensrelevant eingestuft werden. Quelle: „Psychologie to go!“ von Franca Cerutti

Von Hans Klumbies

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