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Das Phänomen des Widerstands in der Psychonalyse

Wenn ein Psychoanalytiker einen Kranken heilen, das heißt von seinen Leidenssymptomen befreien will, so setzt der Kranke ihm einen heftigen, zähen, über die ganze Dauer der Behandlung anhaltenden Widerstand entgegen. Auf den ersten Blick erscheint dies sehr sonderbar. Während der Sitzung fordert der Arzt den Kranken auf, sich in einen Zustand von ruhiger Selbstbeobachtung ohne Nachzudenken zu versetzen und alles mitzuteilen, was er dabei an inneren Wahrnehmungen machen kann. Dazu zählen Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, in der Reihenfolge, in der sie in ihm auftauchen.

Der Kranke soll nur der Oberfläche seines Bewusstseins folgen

Sigmund Freud rät dazu, den Patienten ausdrücklich davor zu warnen, sich irgendeinem Motiv hinzugeben, das eine Auswahl oder Ausschließung eines Einfalls herbeiführen könnte. Egal ob es sich dabei um unangenehme, indiskrete, unwichtige oder unsinnige Gedanken handelt. Der Kranke soll nur der Oberfläche seines Bewusstseins folgen und jede Kritik gegen das Vorgefundene zu unterlassen. Denn der Erfolg der Behandlung und vor allem ihre Dauer hängen von der Gewissenhaftigkeit ab, mit der der Patient diese technischen Grundregeln der Analyse befolgt.

Sigmund Freud ist davon überzeugt, dass es vor allem Zwangsneurotiker ausgezeichnet verstehen, die technischen Regeln fast unbrauchbar zu machen und zwar dadurch, dass sie ihre Übergewissenhaftigkeit und ihren Zweifel auf sie einstellen. Aber auch die Angsthysteriker bekämpfen die technischen Regeln sehr gekonnt. Sigmund Freud erklärt: „Angsthysteriker bringen es gelegentlich zustande, sie ad absurdum zu führen, indem sie nur Einfälle produzieren, die so weit von dem Gesuchten entfernt sind, dass sie der Analyse keinen Ertrag bringen.“

Kurzbiographie: Sigmund Freud

Sigmund Freud wurde 1856 in Freiberg in Mähren geboren. Im Alter von vier Jahren kam er nach Wien. 1873 schrieb er sich an der Wiener Universität ein und betrieb mit dem Psychologen Josef Breuer Studien über die Hysterie. Im Jahr 1902 wurde Sigmund Freud zum Professor für Psychopathologie an der Wiener Universität ernannt.

Zwei seiner Bücher „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ und „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ erschienen 1905. Die Psychoanalyse entwickelte sich zu einem internationalen Phänomen. Das erste große Treffen von Psychoanalytikern aus aller Welt fand 1908 in Wien statt. Im Jahr 1920 veröffentlicht Sigmund Freud „Jenseits des Lustprinzips“, 1922 „Das Ich und das Es“, 1925 „Selbstdarstellung“ und 1927 „Die Zukunft einer Illusion“. Von den Nazis vertrieben, floh Sigmund Freud mit seiner Familie nach London, wo er 1939 an Gaumenkrebs starb.

Von Hans Klumbies

 

 

 

 

 

 

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