Eine Panikattacke entsteht oft durch Stress
Panikanfälle sind für Betroffene extrem belastend und in schlimmen Fällen lebensbestimmend. Heinz-Peter Röhr weiß: „Das größte Problem ist die Angst vor einem weiteren Anfall, die häufig ebendiesen auslöst. Je intensiver Betroffene den Anfall vermeiden wollen, umso sicherer wird er eintreten.“ Eventuell haben Panikanfälle auch eine hormonelle Ursache beziehungsweise haben ausschließlich organische Ursachen. Geeignete Medikamente sind hier hilfreich. Meist wird eine Panikattacke jedoch durch Stress verursacht. Der psychische Apparat ist überfordert, und der vorhandene Stress entlädt sich wie eine Eruption. Hinter Panikattacken steckt oft auch die Angst vor dem Tod. An dieser Stelle ist es sinnvoll, sich mit der Angst vor dem Tod auseinanderzusetzen. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.
Die Vorstellung vom Tod verursachte große Angst
Vor etwa 200.000 Jahren war der Übergang von tierischen Wesen wesentlich dadurch bestimmt, dass man die eigene Sterblichkeit erkannte. Heinz-Peter Röhr fügt hinzu: „Man sah, wie andere starben, und verstand plötzlich, dass man selbst diesem Schicksal unausweichlich ausgeliefert war. Diese Vorstellung muss unweigerlich große Angst hervorgerufen haben.“ In der Mythologie ist diese Erkenntnis auch als Vertreibung aus dem Paradies beschrieben. Da er nur schwer zu ertragen war, in ein Nichts zu verschwinden, wurden im Laufe der Geschichte Mythen und Glaubensvorstellungen entwickelt, welche die Ängste binden sollten: ein Leben nach dem Tod, im himmlischen Paradies.
Einige glauben wirklich, dass sie 72 Jungfrauen zu ihrer Verfügung haben, nachdem sie sich mittels Sprengstoffgürtel selbst in die Luft gejagt haben. Heinz-Peter Röhr ergänzt: „Andere glauben an eine Wiedergeburt und meinen, nach dem Tod in einem anderen Körper weiterzuleben. Wer glauben kann, findet Trost und verliert eventuell etwas von seiner Angst. Hier hängt es entscheidend davon ab, wie stark der Glaube ist.“ Immer bleibt ein Rest von Unsicherheit; denn niemand kann wissen, was nach dem Tode tatsächlich passiert.
Nur ein Leben im Hier und Jetzt ist sinnvoll
Aber warum sollte man glauben, dass es danach schlecht wird? Man darf die Angst loslassen, zumal man sowieso nichts daran ändern kann. Heinz-Peter Röhr stellt fest: „Sich über etwas zu sorgen, was in der Zukunft liegt und worauf man keinerlei Einfluss hat, ist überflüssig. Gelassenheit ist nur so möglich.“ Hier diesem Hintergrund ergibt es Sinn, sich auf das Leben im Hier und Jetzt einzulassen und den Fokus darauf zu richten, das Beste daraus zu machen. Die Angst vor dem Tod ist die Urangst des Menschen.
Nur wenn diese befriedend bewältigt wird, können alle anderen Ängste ihren Schrecken verlieren. Heinz-Peter Röhr erläutert: „Erst wenn man „Ja“ zum Tod sagen kann, ist das „Ja“ zum Leben wirklich echt. Wir erinnern und an das „Jasagen“ zu Problemen, die man nicht ändern kann, und daran, dass Symptome auf tiefer liegende Probleme hinweisen.“ Eine Panikstörung kann zum Beispiel auf die Angst vor dem Tod aufmerksam machen und darauf, dass eine sinnvolle Lösung gefunden werden will. Quelle: „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ von Heinz-Peter Röhr
Von Hans Klumbies