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Helene Deutsch entwickelt eine Psychologie der Frau

Da die Psychoanalyse immer auch die Selbsterkennt zu gewinnen. Die eigene Person bot sich dabei als wichtigstes Studienobjekt an. Sie wollte sich gezielt mit dem Rätsel der Weiblichkeit auseinandersetzen. Im Gegensatz zu Sigmund Freud war Helene Deutsch fest davon überzeugt, dass Frauen mindestens so gut geeignet sind wie Männer, den offenen Fragen der Weiblichkeit nachzuspüren und deren Antworten zu suchen. Dennoch stand Helene Deutsch in ihrer Anfangszeit als Analytikerin noch stark unter dem Einfluss von Sigmund Freuds Weiblichkeitstheorie.

Die Sexualität ist nicht der Mittelpunkt des existentiellen Dramas

Helene Deutsch übernahm seinen Sexismus fast ohne Kritik. Sie glaubte, dass eine gute Vaterbindung für ein Mädchen zur Quelle der Persönlichkeitsentwicklung werden kann. Außerdem vertrat sie die Ansicht, dass Männlichkeitsattitüden für die Frau im Patriarchat emanzipatorische Haltungen sind, die die Selbstbehauptung ermöglichen und begünstigen. Daher kann man sie zum normalen Entwicklungspensum einer Frau rechnen. Auch wehrte sie sich dagegen, dass Sigmund Freud die Libido als von männlicher Natur beschrieb, da es ihrer Meinung nach eine verkannte Libido des Weibes gibt.

Für Helene Deutsch war die Sexualität nur ein Teil des Menschenlebens und nicht der Mittelpunkt des existentiellen Dramas, wie die Wilhelm Reich empfand. Sie hatte zu Beginn ihrer Karriere schon bewissen Zweifel, ob Penis und Vagina tatsächlich die Hauptfaktoren in der Bildung des männlichen und weiblichen Geschlechtscharakters sind. Sie glaubte, dass dafür gesellschaftliche Einflüsse mindestens so viel Bedeutung wie die Anatomie hätten. Kastrationsangst und Penisneid sind zwar grundlegende Elemente der psychischen Entwicklung, aber sie müssen in eine Gesamtschau des Seelenlebens eingebunden werden.

Die Bedeutung der Freundschaft zwischen Mädchen

Der Sinn der Pubertät besteht laut Helene Deutsch darin, aus dem Mädchen eine Frau und aus dem Knaben einen Mann zu machen. Wenn es dem Mädchen gelingt, seine affektiven Bindungen zu seiner Kindheit zu lockern, wird es frei zur Wahl neuer Objekte, das heißt zum Eingehen von Beziehungen, die n. Sobald die Menstruation einsetzt, wird das Mädchen drastisch daran erinnert, dass es zum Frausein bestimmt ist.

In der Zeit der Selbstsuche und der Rollenfindung des Geschlechts sind für Helene Deutsch Freundschaften zwischen Mädchen sehr wichtig. Eine Art ödipaler Auseinandersetzung wird dabei zu einer Neuauflage früherer kindlicher Emotionen und Konflikte. In einer Gruppe von Gleichaltrigen haben die Mädchen die Möglichkeit, die Macht des Elternhauses zu relativieren. Angeleitet von älteren Freundinnen, versuchen sich Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren darin, erwachsene Frauen zu spielen, wodurch bedeutsame Schritte in der Entwicklung zur Frau übersprungen oder ausgeschaltet werden.

Kurzbiographie: Helene Deutsch

Helene Deutsch wurde am 9. Oktober 1884 in Przemyśl, im heutigen Polen, geboren. Sie studierte in Wien Medizin. Nach ihrem Doktorexamen wandte sie sich der Psychiatrie zu. Seit 1911 hatte sie auch immer wieder Vorlesungen von Sigmund Freud besucht. Ab 1918 macht sie bei ihm eine Lehranalyse. Eine Nachanalyse absolvierte sie bei Karl Abraham in Berlin.

Im Jahr 1934 übersiedelt Helene Deutsch in die USA und gehörte dort schon nach kurzer Zeit zu den führenden Persönlichkeiten in der amerika der Adoleszenz“, und „Selbstkonfrontation“. Helene Deutsch starb am 29. April 1982 in ihrem Haus in Cambridge, Massachusetts.

Von Hans Klumbies

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