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Glück ist im Hier und Jetzt angekommen zu sein

Im Gegensatz zu dem Glück, das Menschen empfinden, wenn sie eine lebensnotwendige Handlung erfolgreich bewältigen, gibt es auch noch andere Formen des Glücks, die wissenschaftlich etwas schwieriger zu fassen sind. Sie basieren auf Gefühlen wie Verbundenheit, Liebe und Sicherheit und entstehen, wenn man für andere da sein kann, Fürsorge geben oder empfangen, wenn man eine innere Ruhe verspürt und im Hier und Jetzt angekommen ist. Professor Tobias Esch, der Als Mediziner seit 20 Jahren zu der Verarbeitung von Stress und Belohnung im Gehirn forscht, beschreibt dieses Glück so: „Es ist dieser Zustand des Nichtwollens, der so unscheinbar daherkommt und auf den ersten Blick gar nicht so sexy ist. Deswegen vielleicht spielte er in den Medien als auch in der Wissenschaft bislang keine große Rolle.“

Genuss ist schön und lebensnotwendig

Tobias Esch fährt fort: „Diesem Zustand ordnen wir heute zum Beispiel das Oxytocin zu, den manchmal als Kuschelhormon bezeichneten Botenstoff, der unter anderem Gänsehaut macht. Wir kennen das, wenn wir ein Musikstück hören oder erhabene Kunst sehen und dabei plötzlich einen Schauer der Glückseligkeit haben und sich unsere Haare aufstellen. Das it Oxytocin: Das Gefühl, an einem fast göttlichen oder, etwas weniger pathetisch ausgedrückt, an einem besonderen Moment wirklich teilhaben zu können. Man hat das Gefühl, genau hier, genau jetzt möchte ich sein.“

Dass diese Form des Genusses förderlich für die mentale und körperliche Gesundheit ist, haben Studien längst gezeigt: Menschen, die das Jetzt als sinnliche Erfahrung zu schätzen und genießen lernen, fühlen sich insgesamt wohler und entspannter als Menschen, die mental in der Zukunft leben. Darum empfehlen Glücksforscher – unter ihnen auch Tobias Esch –, jeden Tag kurz innezuhalten und sich bewusst einer Entspannungstechnik oder Meditationsform zu widmen. Es besteht also kein Zweifel: Genuss ist schön, gesund und lebensnotwendig.

Viele Menschen verbinden Genuss mit Moral

Das menschliche Gehirn ist sozusagen darauf programmiert, Genussmomente als Belohnung zu verschaffen, um einen Menschen anzuspornen, Dinge zu tun, die er braucht. Doch warum tun sich viele Menschen in der heutigen Gesellschaft immer schwerer damit? Obwohl das Angebot an Genussmöglichkeiten immer größer wird, haben sie paradoxerweise das Gefühl, immer weniger genießen zu können. Das liegt vielleicht daran, dass die Menschen so stark wie kaum je zuvor darauf konditioniert wurden, Genuss mit Moral zu verbinden.

Genuss ja, aber bitte unter Berücksichtigung von ökologischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Aspekten. Genuss, gerade wenn er auf ein Konsumgut zurückgeht, muss sich offensichtlich erst verdient werden, was wiederum bedeutet, dass Genuss nicht für sich alleine stehen kann, sondern offenbar eine Art Ausgleich zu Arbeit, Anspannung und Stress darstellt. Sozialforscher und Philosophen vermuten schon lange eine paradoxe, selbstauferlegte Hass-Liebe gegenüber dem Thema Genuss in den Gesellschaften der westlichen Moderne. Quelle: 50plus. Das Magazin für ein genussvolles Leben

Von Hans Klumbies

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