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Gerd Gigerenzer fordert mehr individuelle Risikokompetenz

Auf die Frage, ob er in diesem Jahr schon bei einem medizinischen Check-up war, antwortet Gerd Gigerenzer mit nein. Aber er liest die Untersuchungen über Menschen, die sich vorsorglich untersuchen lassen. Einer der Gründe, warum der Risikoforscher nicht zur Vorsorgeuntersuchung geht, lautet, dass die Menschen, die es tun, auch nicht weniger an Herzleiden oder Krebs sterben als die anderen. Eine wirkliche Gefahr geht für Gerd Gigerenzer vom Straßenverkehr aus, der jährlich für 3.500 bis 4.000 Tote verantwortlich ist. Gerd Gigerenzer studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Psychologie und ist seit 1997 Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Zuvor war er Professor an der Universität von Chicago. Im Jahr 2009 gründete Gerd Gigerenzer dort ein Zentrum für Risikokompetenz.

Halbwissen kann tatsächlich nützlich sein

Gerd Gigerenzer behauptet auch, dass es bei Entscheidungen von Nutzen sein kann, keine Ahnung vom Thema zu haben. Er begründet dies wie folgt: „Halbwissen kann tatsächlich nützlich sein, es hilft dabei, Innovationen zu ermöglichen. Das gilt für die Wissenschaft, wo große Erfolge oft zustande kommen, wenn Menschen von außen dazukommen, die die Dinge mit anderen Augen sehen. Das gilt genauso für die Politik.“ Weniger positiv ist die defensive Entscheidungskultur, die in den Gesellschaften der Moderne oftmals dominiert.

Egal, wohin Gerd Gigerenzer heute blickt, sei es die Politik, das Management oder die Medizin: alle sichern sich seiner Meinung nach vornehmlich selbst ab. Er hat bei seinen Untersuchungen herausgefunden, dass ein Drittel aller wichtigen professionellen Entscheidungen von Topmanagern defensiv getroffen werden. Das heißt, sie wählen eine Option, mit der sie sich selbst schützen. Als Beispiel nennt Gerd Gigerenzer, dass Vorgesetzte häufig nur den zweitbesten Bewerber einstellen.

Von Hans Klumbies

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