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Empathie und Mitgefühl unterscheiden sich

Es sind in der Regel die besonders Guten, die Idealisten, die irgendwann nicht mehr können. Die alles gegeben haben und immer noch ein bisschen mehr. Die immer Feuer und Flamme waren, entzündet für andere oder ihre Arbeit – bis sie dann irgendwann ausbrannten. In der Alltagssprache werden Mitgefühl und Empathie weitgehend gleichbedeutend verstanden. Werner Bartens stellt fest: „Womöglich ist es aber notwendig, Empathie und Mitgefühl zu unterscheiden – weil die Menschen unterschiedliche Folgen spüren, je nachdem, mit welcher inneren Haltung sie sich in andere einfühlen.“ Viele Neurowissenschaftler, Psychologen und Kognitionsforscher verstehen Empathie als eine Art Resonanz mit dem Gefühlszustand anderer Menschen, die so plastisch und überwältigend sein kann, dass sie überfordert und belastet und dann weder guttut noch gesund ist. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

Zu starke Empathie kann schädlich sein

Besonders in pflegenden, medizinischen und sozialen Berufen kann die Empathie so stark sein, dass sie weder anderen hilft noch selbst positiv wirkt und in der Folge Depressionen oder Burn-out drohen. Tatsächlich kann das allzu empathische Nachempfinden der Schmerzreaktionen anderer auch unangenehm sein und mit vielen negativen Gefühlen und Reaktionen einhergehen. Man muss dazu das Leid gar nicht direkt erleben. Allzu starke Resonanz mit dem Leiden anderer kann schließlich jeden überwältigen, dazu muss man kein Arzt oder Pflegekraft sein.

Mitgefühl bietet hingegen eine andere Strategie und zielt darauf ab, dem Leid anderer mit warmherzigen Gefühlen zu begegnen. Werner Bartens fügt hinzu: „Auf diese Weise schützt es nicht nur vor Erschöpfung, Depression und Burn-out, sondern es verstärkt auch konkret die Hilfsbereitschaft gegenüber anderen.“ Das Mitgefühl wird manchmal auch als „liebende Güte“ bezeichnet. Mitgefühl und Empathie sind also nicht nur unterschiedliche Empfindungen, sie haben auch unterschiedliche Auswirkungen.

Einfühlung ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft

Die gütige, liebende, wärmende Form des Mitgefühls führt auch keineswegs zu einer Stimmung, in der nur Friede und Freude herrscht, die in wohliger Selbstgenügsamkeit und behaglichem Nichtstun endet. Werner Bartens betont: „Die Wahrnehmung für das Leid anderer ist durchaus noch vorhanden und geht mit der Erkenntnis einher, dass hier wahrhaftig jemand bedürftig ist.“ Der Hilfsbereitschaft tut diese Methode der Einfühlung also keinen Abbruch, und das Leid anderer wird dabei nicht verleugnet.

Solcherart praktiziertes Mitgefühl ermöglicht es aber – trotz der Schwierigkeiten anderer –, selbst positive Gefühle zu erleben. Man kann es vielleicht so sagen: Einfühlung ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, aber schonender für den Mitleidenden wie auch hilfreicher für den Leidenden ist es, wenn statt der belastenden „Empathie für den Schmerz“ ein wohliges „Mitgefühl von Wärme und Zuneigung“ tritt. Quelle: „Empathie“ von Werner Bartens

Von Hans Klumbies

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