Elisabeth Roudinesco verteidigt die Psychoanalyse
Für die französische Historikerin und Publizistin Elisabeth Roudinesco ist die Psychoanalyse eine Disziplin, die auf einem rationalen Denksystem aus dem Bereich der Humanwissenschaften beruht. Laut Elisabeth Roudinesco hat Sigmund Freud im Grunde, ohne es so auszuführen, eine Theorie des menschlichen Subjekts im philosophischen Sinne ausgearbeitet. Elisabeth Roudinesco vertritt die These, dass die Psychoanalyse ebenso eine emanzipatorische wie eine therapeutische Disziplin ist. Ihrer Meinung nach hat sie genauso wie die Evolutionstheorie von Charles Darwin oder die Gesellschaftsanalyse von Karl Marx, die Sicht der Menschen auf die Welt verändert.
Das Gute kann über das Böse triumphieren
Bei Sigmund Freud findet sich gemäß Elisabeth Roudinesco ein fast romantischer Glaube an dem möglichen Triumph des Guten über das Böse. Der Begründer der Psychoanalyse dachte ihrer Meinung nach demokratisch, weil er an den Fortschritt der Zivilisation, also an die mögliche Beherrschung der aggressiven, mörderischen Impulse des Menschen durch die Vernunft glaubte. Elisabeth Roudinesco fügt hinzu: „Im Grunde handelt es sich in der Psychoanalyse um einen Erziehungsprozess, um das Erlangen der Selbstkontrolle, eine Reise zu sich selbst.“
Es geht bei der Psychoanalyse laut Elisabeth Roudinesco darum, die Barbarei in der Gesellschaft zu zähmen, die aggressiven Regungen, den Todestrieb, durch Sublimierung zum Beispiel in kulturelle Bestrebungen umzuformen. Elisabeth Roudinesco ergänzt: „Die Psychoanalyse versucht eine Kur, oder meinetwegen eine Therapie, durch das Wort.“ Die Idee des Kurierens durch das Wort, die Offenbarung des Menschen vor sich selbst kommt ihrer Meinung nach von weither aus den Tiefen der Geschichte.
Von Hans Klumbies