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Die Wiederauferstehung des Heimatgefühls

Den wenigsten Philosophen ist eine grundlegende Definition des Begriffs Heimat gelungen. Einer der wenigen, dem das gelang, war Ernst Bloch, der in seinem Werk „ Prinzip Hoffnung“ schrieb: „Heimat ist das, was allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.“ Heimat war lange Zeit ein verpönter Begriff, doch in den Zeiten der Globalisierung und der weltweiten Wirtschaftskrise, hat die Heimat wieder an Bedeutung gewonnen. Sie vermittelt augenscheinlich ein Stück Unvergänglichkeit und einen Ort, an dem sich die Menschen tief verwurzelt fühlen. Der Bedeutung der Heimat für die Menschen ist eindeutig auf dem Vormarsch. So hat zum Beispiel die Hamburger Sozialbehörde durch eine Umfrage herausgefunden, dass 88 Prozent der Bundesbürger die Heimat als wichtig oder sehr wichtig einstufen.
Die Heimatgefühle sind vielfältigster Art

Nur noch für sieben Prozent der Deutschen hat der Begriff der Heimat etwas mit Enge oder Spießbürgertum zu tun. Der krisenhafte politische und ökonomische Zustand der Welt haben die Menschen so stark verunsichert, dass sie ihr Heil wieder in der Welt der Traditionen suchen – Volksmusik, Bergsteigerromantik und den eigenen Nachwuchs eingeschlossen. Der Historiker Heinz Schilling sagt: „Heimat ist heute eine Sehnsuchtslandschaft der Gefühle. Bis ins 19. Jahrhundert ist Heimat ein juristischer Begriff gewesen. Wer seiner Heimatscholle zuzuordnen war, der besaß Bürgerrechte.“

Die meisten Menschen finden in der Familie ihre Heimat

Viele Menschen definieren inzwischen ihre eigenen kleinen Heimatgefühle selbst. Das Meinungsforschungsinstitut Emnid hat bei einer Umfrage herausgefunden, dass 68 Prozent der Befragten ihre Familie unter Heimat verstehen. 40 Prozent empfinden bei dem Begriff Vertrautheit heimatliche Gefühle, während sich 39 Prozent bei dem Wort Heimat an ihre Kindheit denken. Der Leipziger Philosoph Christoph Türcke stellt fest: „Am stärksten brennen sich Ereignisse ins Gehirn ein, wenn sie mit starken Emotionen besetzt sind oder wenn sie häufig wiederholt werden. Auf das Erleben in der Kindheit trifft oft beides zu.“

Von Hans Klumbies

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