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Das Verhalten wird vom emotionalen Umfeld bestimmt

Fast jeder Mensch lächelt unwillkürlich, wenn er von jemanden angelächelt wird. Schlechte Laune dagegen erfasst eine Person, wenn ihr ein mürrischer Blick begegnet. Diese sogenannte „emotionale Ansteckung“ haben Wissenschaftler in vielen Situationen nachgewiesen. In seinem neuen Buch „Was kostet ein Lächeln?“ beschreibt Ulrich Schnabel wie das menschliche Verhalten hauptsächlich vom emotionalen Umfeld bestimmt wird. Umso wichtiger ist der intelligente Umgang mit den Kräften der Emotionen, die jeden Tag an einem Menschen zerren und ziehen. Ulrich Schnabel erklärt: „Denn zum einen sind unsere Gefühle wichtige Navigationsinstrumente, mit deren Hilfe wir durchs Leben steuern. Zum anderen sind sie in der modernen Mediengesellschaft auch das Ziel massiver Interessen.“ Wer immer einem anderen etwas verkaufen möchte, spricht primär die Gefühle an, appelliert an den Wunsch nach Liebe und Zugehörigkeit oder an die Wut beziehungsweise Ängste. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „ZEIT“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

Gefühle agieren als eine Art innerer Kompass

Mit seinem Buch „Was kostet ein Lächeln?“ will Ulrich Schnabel seinen Lesern helfen, ihr Gefühlsleben besonders wirksam gegen Manipulationen zu schützen und den eigenen, inneren Kompass zu finden. Er erklärt unter anderem, wie Emotionen entstehen, was sie im Laufe eines Lebens prägt und wie man besser mit ihnen umgeht. Damit einher geht ein ausdrucksstarkes Plädoyer dafür, den emotionalen Zumutungen der Gegenwart zu widerstehen, indem er beispielsweise die emotionalen Fallen der Konsumgesellschaft beleuchtet.

Die Präferenzen und das Verhalten eines Menschen werden weit mehr von Emotionen gesteuert, als er sich das in der Regel eingesteht. Sie sind es, die die Wahrnehmungen prägen und über intuitive Bewertungen entscheiden. Ulrich Schnabel erläutert: „Gefühle agieren als eine Art innerer Kompass, der dem Verstand sagt, was wichtig ist und worauf er sich konzentrieren soll. Das geschieht oft so automatisch, dass wir die subtile Macht der Emotionen gar nicht bemerken; wir meinen, uns ganz bewusst und rational für diese oder jene Handlung […] entschieden zu haben.“

Erst die Gefühle geben den Erfahrungen Gewicht

Es sind eben nie allein die äußeren Umstände, die Menschen glücklich oder unglücklich machen, sondern stets die damit verknüpften Emotionen. Den Gefühlen kommt aber nicht nur im privaten, sondern auch im globalen Geschehen eine ungeheure Macht zu. Viele politische Konflikte sind auch deshalb so schwer zu lösen, weil es nicht allein um faktische Streitfragen, sondern um tief verletzte Gefühle geht und alle besonnenen Appelle immer wieder an einer verheerenden emotionalen Dynamik scheitern.

Dennoch wurde die Bedeutung der Gefühle lange Zeit gewaltig unterschätzt. In Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wurden sie kaum thematisiert, denn sie galten als eine Art persönliche Schwäche beziehungsweise Luxus, der im „Ernst des Lebens“ nichts verloren hatte. Diese Sichtweise hat sich in den vergangenen Jahren radikal gewandelt. Denn erst die Gefühle geben den Erfahrungen Gewicht, erst sie sagen einem Menschen, worauf der sein Augenmerk zu richten hat und geben so der Ratio eine Richtung vor. Nur die Emotionen ermöglichen es, das eigene Tun als sinnvoll zu erfahren.

Was kostet ein Lächeln?
Von der Macht der Emotionen in unserer Gesellschaft
Ulrich Schnabel
Verlag: Blessing.
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten, Auflage: 2015
ISBN: 978-3-89667-492-0, 21,99 Euro

Von Hans Klumbies

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