Das Glück ist nicht vom Reichtum abhängig
Auf die Frage, was wirklich im Leben zählt hat sich inzwischen die Antwort herumgesprochen, dass es eher nicht Erfolg, Reichtum oder Karriere sind. Sicher ist Geld hilfreich, aber es gibt Untersuchungen, wonach das subjektive Glücksgefühl von einem Jahreseinkommen von 75.000 Euro an nicht mehr weiter steigt, egal wie viel man mehr verdient. Der Soziologe Hartmut Rosa versucht in seinen Büchern eine Soziologie des guten Lebens zu entwerfen. Werner Bartens erklärt: „Der Entfremdung, die viele Menschen störend für ihr Glück empfinden, setzt er nicht Selbstbestimmung und Authentizität entgegen, sondern das Konzept der Resonanz, das auf einer Wechselseitigkeit der Beziehungen, auf Erwiderung und Schwingung aufbaut.“ Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.
Selbstmitgefühl stärkt die Gefühle und schützt vor Verletzungen
Harmut Rosa schreibt: „Gelingende Weltbeziehungen sind solche, in denen die Welt den handelnden Subjekten als ein antwortendes, atmendes, tragendes, in manchen Momenten sogar wohlwollendes, entgegenkommendes oder gütiges Resonanzsystem erscheint.“ Anerkennung und Liebe, Mitgefühl und Verständnis können sehr viel zu diesem Resonanzsystem beitragen. Hartmut Rosa begrenzt dieses Wechselspiel aber nicht nur auf den Kontakt zu anderen Menschen, sondern auch auf die Schwingungen, die sich in der Natur, im Gebet und bei musikalischen oder künstlerischen Erfahrungen einstellen können.
Von solchen Erlebnissen werden viele Menschen ergriffen und fühlen sich dann aufgehoben und getragen. Wer diese Empfindungen kennt, hat meist auch ein Gespür für sich selbst. Dabei zeigt sich auf verblüffende Weise, dass Menschen emotional stärker werden und sich besser gegen Verletzungen schützen können, wenn sie auch mitfühlend mit sich selbst sind, Fehler zugeben und sich selbst vergeben und verzeihen – und dabei mindestens so viel Anteilnahme und Güte für sich aufbringt wie im Idealfall für andere.
Ein verschüttetes Selbst sollte freigelegt werden
Sich selbst Mut zuzusprechen und aufzurichten, wie es viele Menschen für einen niedergeschlagenen Freund jederzeit machen würden, fühlt sich zwar zunächst noch ungewohnt an, aber es lohnt sich. Werner Bartens erläutert: „Wenn es einem schlechtgeht, ist es hilfreich, das eigene Leid zunächst zu sortieren und richtig wahrzunehmen.“ Man erkennt zum Beispiel vorher nicht, dass ein Großteil des eigenen Unbehagens damit zusammenhängt, dass man sich permanent selbst fertigmacht, weil man den eigenen, viel zu hoch angesetzten Ansprüchen nicht genügt und diesen Kampf nur verlieren kann.
Wer sein verschüttetes Selbst wieder freilegt und Selbstmitgefühl entwickelt, blendet schmerzhafte Einsichten und Emotionen zwar nicht aus, schützt sich aber davor, sich mit negativen Grübeleien und Vorwürfen über alle Maßen zu identifizieren und dauerhaft im Jammertal zu verschwinden, wo man sich nur noch in den eigenen Problemen suhlt. Werner Bartens fügt hinzu: „Wer sich von seinen negativen Gefühlen leiten lässt und in unversöhnlicher Härte an seinen Schwächen reibt, verstärkt sein Leid nur noch und entwertet die eigene Person immer mehr.“ Quelle: „Empathie“ von Werner Bartens
Von Hans Klumbies