Das Brechen mit Gewohnheiten ist manchmal sehr schwierig
Die Arbeit an Gewohnheiten kann zwei Formen annehmen: Entweder man legt eine Gewohnheit ab oder man eignet sich eine Gewohnheit an. Vernünftigerweise gehen die beiden Absichten Hand in Hand, weil man ja eine Gewohnheit gerade dadurch am besten ablegt, dass man sich eine alternative Gewohnheit zu eigen macht. Diese Vorgehensweise ist erfolgsversprechend. Clemens Sedmak weist darauf hin, dass Gewohnheit und Persönlichkeit mitunter eine symbiotische Beziehung ausbilden, die manchmal selbstzerstörerisch sein kann. Clemens Sedmak erklärt: „Mit Gewohnheiten zu brechen, die zur zweiten Natur geworden sind, fällt schwer.“ Dabei geht es um die Veränderung von etwas, was so sehr Teil der Persönlichkeit geworden ist, dass sich die Persönlichkeit verändern muss.“ Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat neben anderen Tätigkeiten eine Professur am Londoner King´s College inne.
Die ersten 30 Tage kosten die meiste Kraft
Ein weiterer Grund, warum das Brechen mit Gewohnheiten schwierig ist, liegt darin, dass sich oftmals die negativen Konsequenzen einer Gewohnheit zeitverzögert und erst viel später einstellen. Das macht es schwer, die Kraft für die Veränderung einer Gewohnheit aufzubringen. Es muss eine klare Motivation gegeben sein, um tatsächlich mit lieben Gewohnheiten zu brechen. Mitunter werden Gewohnheitsbrüche durch auferlegte Umstände erzwungen. Denn das Brechen mit Gewohnheiten ist anstrengend und verlangt einen Preis.
Der entscheidende Schritt beim Brechen mit Gewohnheiten ist die erste Anstrengung – die meiste Kraft muss in den ersten 30 Tagen investiert werden. Clemens Sedmak fügt hinzu: „Die aufgewendete Kraft dient nicht nur dazu, eine Gewohnheit abzulegen, in dieser Zeit ist auch sinnvollerweise eine neue Gewohnheit zu etablieren, die die alte überschreibt.“ Die sicherste Methode, mit einer Gewohnheit zu brechen, besteht natürlich darin, die Ausübung der Gewohnheit unmöglich zu machen.
Eine regelmäßige Rückschau auf den Tag ist hilfreich
Eine zweite Methode liegt darin, Situationen nach Möglichkeit zu vermeiden, in denen sich Auslöser für eine Gewohnheit einstellen können. Eine Gewohnheit kann sich auch ändern, wenn man die mit der Gewohnheit verbundene unmittelbare Erfahrung unangenehm gestaltet, etwa indem nägelkauende Menschen übel schmeckende Pasten auf die Finger schmieren. Außerdem kann man versuchen, nicht die negative Gewohnheit zu schwächen, sondern die positive Gewohnheit zu verstärken.
Aus der geistlichen Erfahrung teilt Clemens Sedmak noch eine andere Idee mit: Der spanische Jesuit Jerónimo Nadal hat in seinen Überlegungen zum inneren Wachstum nahegelegt, sorgfältig in Bezug auf kleinere Versagen zu sein und bei Rückschlägen sich selbst Buße aufzuerlegen, sich also zu bestrafen: „Alles bleibt oberflächlich ohne wahre Buße.“ Hilfreich ist es auch, ein Gewohnheitstagebuch zu führen, das heiß eine regelmäßige Rückschau auf den Tag. Denn das Ringen um das Ablegen von Gewohnheiten ist ein tägliches. Quelle: „Jeder Tag hat viele Leben“ von Clemens Sedmak
Von Hans Klumbies