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Erschöpfung kann eine große Belastung sein

Bernadette Winter schreibt: „Das Aufstehen fällt schwer, an Arbeiten ist kaum zu denken – und auch für Sport fehlt die Kraft. Erschöpfung kann in verschiedenen Lebenslagen auftreten. Und sie kann eine große Belastung sein.“ Denn für manche Betroffene ist es mit „einmal richtig ausschlafen“ nicht getan. Dabei ist Erschöpfung nicht gleich Erschöpfung. Dauer, Schwere und zeitlicher Verlauf – das sind für den Internisten und Psychosomatiker Prof. Winfried Häuser die entscheidenden Kriterien, wenn man herausfinden möchte, ob man bereits unter chronischer Müdigkeit leidet. „Wenn mich das normale Leben zu sehr anstrengt, spricht vieles für eine Krankheit“, sagt Sabine Herzig von der Fatigue-Ambulanz am Universitätsklinikum Leipzig. Pausen, gesunde Ernährung, Urlaub, ausreichend Schlaf: Wenn all diese Maßnahmen zur Erholung nicht mehr fruchten, kann das ein Symptom für krankhafte Erschöpfung sein.

Fatigue ist eine Extremform krankhafter Müdigkeit

Sabine Herzig, Fachärztin für Neurologie, sagt: „Und dann sollte man zum Arzt, um es genauer abzuklären.“ Der Begriff „Fatigue“ bezeichnet eine Erschöpfung nach körperlichen, psychischen oder mentalen Anstrengungen, die über das übliche Maß hinausgeht. Bernadette Winter ergänzt: „Sie ist quase eine Extremform krankhafter Müdigkeit. Dabei lassen sich verschiedene Dimensionen unterscheiden.“ Da ist zum einen die körperliche Ebene: „Man ist schneller erschöpft, etwa beim Treppensteigen“, erklärt Winfried Häuser.

Die Erschöpfung kann auch die kognitive Ebene betreffen. Es fällt schwer, sich zu konzentrieren, im Kopf wabert der Nebel. Die dritte Dimension ist die emotionale oder motivationale Ebene. Wilfried Häuser weiß: „Man hat keine Kraft, sich aufzuraffen, keine Motivation und Energie.“ Eine Fatigue kann Symptom einer körperlichen Erkrankung sein, aber auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten, wie Sabine Herzig sagt. All das wäre bei einem Arztbesuch abzuklären.

Betroffene sollten den Tag auf ihre Bedürfnisse hin gestalten

Starke Erschöpfung kann darüber hinaus das Kennzeichen einer depressiven Störung sein, diese aber auch auslösen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Menschen mit chronischer Fatigue seinen motiviert, körperlich jedoch nicht in der Lage. Depressiven fehle dagegen häufig die Motivation, sagt Winfried Häuser. Und dann gibt es noch das chronische Fatigue-Syndrom (CFS). CFS geht in der Regel mit Kopf-, Hals-, Muskelschmerzen, geschwollenen Lymphknoten sowie Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen einher.

Typisch ist hier den Experten zufolge außerdem eine Verschlechterung der Symptome nach einer Belastung. Bernadette Winter erläutert: „Manchmal kommt nach Stunden, manchmal am darauffolgenden Tag der sogenannte „Crash“, bei dem gar nichts mehr geht.“ Sabine Herzig sagt: „Das kann bis mehrere Tage andauern.“ Der Fachbegriff lautet hier PEM, Post-Exertional Malaise. Eine Methode, sich selbst zu helfen ist das sogenannte Pacing. Betroffene ermitteln dabei, wie viel Kraft ihnen am jeweiligen Tag zur Verfügung steht. Sabine Herzig rät: „Gestalten Sie den Tag auf Ihre Bedürfnisse hin.“ Quelle: „Der Akku ist leer: Wie finde ich aus der Erschöpfung?“ von Bernadette Winter in der „Passauer Neuen Presse“ vom 20. Juli 2023

Von Hans Klumbies

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