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Positive Erinnerungen entlasten die Psyche

Menschen meiden Orte, Erinnerungen und Bilder, die sie an Situationen erinnern, in denen sie sich falsch verhalten haben. Tatsächlich scheint es das Gedächtnis eines Menschen gut mit seinem Selbstbild zu meinen. Wie kann man sich sonst erklären, weshalb man sich häufig nur selektiv erinnert – wenn nicht, um sein gutes Selbstbild aufrechtzuerhalten? Armin Falk erläutert: „Wenn wir uns eher an unsere Wohltaten erinnern als an unsere Schandtaten, gehen wir unbeschwerter durchs Leben. Erinnerungen an eigenes Fehlverhalten zu vergessen, ist für die Psyche ähnlich entlastend, wie es sich für den Bergsteiger anfühlt, der einen schweren Rucksack ablegt. Armin Falk leitet das Institut für Verhaltensökonomik und Ungleichheit (briq). Außerdem ist er Direktor des Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung, sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn.

Psychologische Tricks führen zu einem guten Selbstbild

Im Wunsch, vor sich selbst gut dazustehen, betrügen sich viele Menschen selbst – und merken es oft nicht einmal. Armin Falk fügt hinzu: „Neben selektiver Erinnerung beherrschen wir weitere psychologische Tricks, die uns in unserem Bestreben nach einem guten Selbst- und Fremdbild helfen.“ Zum Beispiel die „moralische Buchhaltung“. Man registriert und erinnert sich daran, dass man sich gut und richtig verhalten hat. Man merkt sich genau, wenn man moralisch etwas auf der Habenseite verbuchen kann.

Fatalerweise kann genau das zu moralischem Versagen führen. Schließlich hat man sich und anderen seine Tugendhaftigkeit ja schon unter Beweis gestellt. Wieso also nachliefern? Niemand kann erwarten, dass man überall gut sein kann, man ist schließlich kein Held. Armin Falk formuliert es noch einmal anders: „Wir führen Buch über unsere Wohltaten und fühlen uns weniger oder mehr verpflichtet, etwas Gutes zu tun, wenn wir gerade gut oder schlecht gehandelt haben.“

Greenwashing kaschiert große moralische Probleme

Indem man sich an eine kleine gute Tat erinnert, erteilt man sich eine Lizenz zum Nichtstun. Ironischerweise kommt das Böse daher auch deswegen in die Welt, weil Menschen viele kleine gute Dinge tun, die sie nicht viel kosten. Greenwashing ist so ein Fall. Hier kaschiert die kleine und für einen selbst leicht zu bewerkstelligende Wohltat das viel größere moralische Problem. Manche Unternehmen beschreiben nicht nur die guten Eigenschaften ihres Produkts, sondern loben auch die Kunden für ihre Kooperationsbereitschaft und Gesinnung.

Moralische Buchhaltung erzeugt manchmal im Ergebnis moralisch unerwünschte Ergebnisse. Armin Falk weiß: „Symbolische Wohltaten können also gefährlich sein. Sie bringen das Gute nicht wirklich weiter, erzeugen aber das Gefühl, bereits Gutes geleistet zu haben, wodurch wiederum Nichtstun oder sogar problematisches Handeln wahrscheinlicher wird.“ Nichts gegen gut gemeinte Symbolpolitik – ihr müssen aber auch Taten folgen. Moralische Buchhaltung scheint auch bei rassistischen Vorurteilen zu funktionieren. Quelle: „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“ von Armin Falk

Von Hans Klumbies

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