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Kosten und Nutzen spielen immer eine Rolle

Die Entscheidung, entweder 100 Euro zu erhalten oder ein Menschenleben zu retten, repräsentiert exakt, worum es bei altruistischem beziehungsweise moralischem Handeln immer geht. Nämlich den Nutzen der „guten Tat“ mit den damit verbundenen Kosten abzuwägen. Alle moralisch relevanten Handlungen folgen diesem Muster. Aber was ist gemeint mit „Kosten“ und „Nutzen“? Armin Falk erklärt: „Verhaltensökonomen wollen verstehen, wie sich Menschen verhalten, warum wir also aus verschiedenen Handlungsoptionen eine bestimmte Option auswählen. Hierbei wird unterstellt, dass wir bei unseren Entscheidungen den Nutzen einer Handlungsoption mit den Kosten vergleichen. Dass also letztlich diese Abwägung darüber bestimmt, wie wir uns in einer konkreten Situation entscheiden.“ Armin Falk leitet das Institut für Verhaltensökonomik und Ungleichheit (briq). Außerdem ist er Direktor des Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung, sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn.

Altruismus sorgt für ein gutes Selbstbild

Bei den meisten alltäglichen Konsumentscheidungen geht es dabei in erster Linie um die Kosten und Nutzen, die für einen selbst entstehen. Bei altruistischen oder moralisch relevanten Handlungen kommt noch etwas Entscheidendes hinzu: der Nutzen für andere Menschen oder Lebewesen. Eine altruistische Handlung stiftet nicht nur Nutzen für einen selbst, etwa in Form eines guten Selbstbilds, sondern vor allem einen Nutzen für andere. Moralisches oder altruistisches Verhalten unterscheidet sich daher grundsätzlich von Konsum- oder Freizeitentscheidungen, bei denen der Nutznießer der Handlung das handelnde Individuum selbst ist.

Armin Falk erläutert: „Wenn ich das Theater besuche, mir ein neues Handy kaufe oder meiner Gesundheit zuliebe joggen gehe, dann geschieht das um meiner selbst willen. Ich handle so, weil ich meinen eigenen Nutzen mehren will, nicht den von anderen Menschen.“ Da der moralische, also prosoziale, Akt sich auf die Lebensverhältnisse anderer Menschen auswirkt, nennt man die Ergebnisfolgen moralischen Handels auch „externe Effekte“. Wer zum Beispiel einem anderen Menschen das Leben rettet, übt einen „positiven externen Effekt“ auf ihn aus.

Jede Handlung ist mit Kosten verbunden

Von negativen externen Effekten spricht man hingegen, wenn man einem anderen Lebewesen Leid oder Schaden zufügt. Der Nutzen der guten Tat bemisst sich folglich im Umfang der positiven, das Unmoralische am Ausmaß der negativen externen Effekte. Es herrscht jedoch kein allgemeinverbindlicher Konsens darüber, welches Verhalten zugleich korrekt und universell als moralisch richtiges Verhalten zu gelten hat – und welches nicht. Moralisch richtiges Verhalten gegenständlich zu definieren, erscheint Armin Falk weder möglich noch zweckmäßig.

Nach der abstrakten Arbeits-Definition bemisst sich moralisches oder altruistisches Verhalten anhand der externen Effekte. Sie deckt sich mit dem in der Philosophie erreichten Minimalkonsens. Demnach hat es als unmoralisch zu gelten, jemand anderem absichtsvoll und aus niedrigen Motiven einen Schmerz oder Schaden zuzufügen. Oder aber als moralisch, anderen einen Nutzen zu stiften. Jede moralische oder altruistische Handlung ist allerdings mit Kosten für den Handelnden verbunden. Quelle: „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“ von Armin Falk

Von Hans Klumbies

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