Allgemein 

Es gibt ein Prinzip der verzögerten Kritik

Junge Menschen wünschen sich, dass man ihnen vorurteilsfrei zuhört, sich in ihre Lage versetzt und ihre Ideen erst nach eine längeren Nachdenkzeit beurteilt. Andreas Salcher weiß: „Dieser Ansatz ist keineswegs neu, sondern entspricht dem Prinzip der verzögerten Kritik. Jenes wurde vom Erfinder des Brainstormings, dem Mitbegründer der Werbeagentur BDO – heute BBDO – Alex Faickney Osborn bereits 1938 definiert.“ Er entwickelte das Brainstorming – Gehirnsturm –, die am häufigsten und am häufigsten falsch angewendete Kreativitätsmethode. Brainstorming ist nicht, wenn sich einige Leute zusammensetzen und jeder sagt, was ihm gerade einfällt.…

Read More
Allgemein 

Früher war doch alles irgendwie besser

William James sagte einmal: „Die Kunst, weise zu sein, ist zu wissen, was übersehen werden kann.“ Irgendwann fing es bei vielen Menschen an. Dieses Gefühl, dass sie ihre Welt kaum wiedererkennen – vieles mutet anders an. Je nach Tagesform rutscht dann auch mal ein „nichts ist mehr, wie es war“ raus. Maren Urner fügt hinzu: „Oder wenn es ganz dicke kommt, ertappen wir uns dabei, wie unser viel zu schwer gewordener Kopf auf den verspannten Schultern in eine leichten Nickbewegung übergeht, wenn unser Gegenüber sich nach einer romantisierten Vorstellung von…

Read More
Allgemein 

Konstruktiver Streit fördert die Kreativität

Die Fähigkeit konstruktiv zu streiten, macht Menschen nicht nur zivilisierter; sie fördert auch die Entwicklung ihrer kreativen Muskeln. Adam Grant nennt ein Beispiel: „So zeigte eine klassische Studie, dass hochkreative Architekten eher als ihrer technisch kompetenten, aber weniger originellen Kollegen aus Elternhäusern stammten, in denen es viele Spannungen gegeben hatte.“ Sie wuchsen oft in Haushalten auf, in denen „Spannungen herrschten, sie sich aber sicher fühlten“. Der Psychologe Robert Albert schreibt: „Die zukünftige kreative Person stammt aus einer Familie, die alles andere als harmonisch ist, sondern eine, in der es hakelt.“…

Read More
Allgemein 

Kinder brauchen klare Regeln und Grenzen

Das Verhalten von Eltern, ihre Kinder auf Augenhöhe behandeln zu wollen, fußt auf einem Trugschluss, wie Psychologen wissen. Rüdiger Maas erklärt: „Eltern handeln nach dem Gefühl, dass klare Regeln und Grenzen für ihre Kinder frustrierend seien. Ihr Ziel dabei ist, dass die Kinder zufrieden und glücklich sind.“ Allerdings ist das der falsche Ansatz dafür, weil die Kinder so niemals die Erfahrung machen können, wie es ist, eigene Fehler einzugestehen und Probleme eigenständig zu bewältigen. Folglich sinkt die Frustrationstoleranz der Kinder weit nach unten. Denn alles, was sich die Kinder wünschen,…

Read More
Allgemein 

Die Psyche können verschiedene Dinge belasten

Viele psychische Beschwerden sind nicht im engeren Sinn „klinisch“, das heißt, Betroffene brauchen weder einen Krankenhausaufhalt noch hoch dosierte Medikamente. Volker Busch fügt hinzu: „Aber sie benötigen unter Umständen eine wohlwollende Unterstützung und profitieren von einer Begleitung durch eine schwierige Phase ihres Lebens. In Krisen liegt der Bedarf diesbezüglich eindeutig höher, wie zuletzt die signifikante Inanspruchnahme psychischer Hilfeleistungen während der Corona-Pandemie gezeigt hat.“ Die menschliche Psyche kann durch verschiedene Faktoren belastet werden. Die üblichen Verdächtigen sind herausfordernde Umstände im beruflichen wie privaten Alltag. Dazu zählen unter anderem ein schlechtes Betriebsklima…

Read More
Allgemein 

Das Über-Ich zügelt die Destruktivität

Wird das Über-Ich als einziges mögliches Gegengewicht gegen die Destruktivität gepriesen, kehrt die Destruktivität in das Subjekt zurück und gefährdet seine Existenz. Judith Butler fügt hinzu: „In der Melancholie wird die Feindseligkeit nicht externalisiert, aber hier wird das Ich zum Objekt einer potenziell mörderischen Feindseligkeit mit der Macht, das lebendige Ich, den lebenden Organismus selbst zu vernichten.“ Die Manie dagegen bringt dieses unrealistische Begehren, zu existieren und fortzudauern, ins Spiel, das sich scheinbar auf keine wahrnehmbare Realität stützen kann und keine guten Gründe für die Verankerung einer bestimmten politischen Herrschaftsform…

Read More
Allgemein 

Magisches Denken kann zu Aberglauben führen

Im Handel wird das Erleben scheinbar bedeutungsvoller Zufälle ohne offensichtliche kausale Verbindung als „Synchronizität“ bezeichnet. Kit Yates fügt hinzu: „Der Psychologe Carl G. Jung führte dieses Konzept in den 1920er-Jahren ein und argumentierte, der Kausaleffekt sei tatsächlich nichts anderes als paranormale Aktivität.“ Das ist ein Beispiel für sogenanntes „magisches Denken“ – wenn die Kausalbeziehung zwischen zwei verknüpften Ereignissen nicht sofort offensichtlich ist, kommt es vor, dass das menschliche Gehirn rasch ungerechtfertigte Schlüsse zieht. Bei „Gläubigen“ kann die Bedeutung, die solchen Zufallsereignissen fälschlicherweise zugeschrieben wird, zur Ausbildung von Aberglauben führen. Viele…

Read More
Allgemein 

Das Spießertum wurzelt im Konformismus

Die Wurzel des Spießertums liegt nicht im Konservatismus, sondern im Konformismus. Der „Well Respected Man“ verschafft sich, heute wie früher, Respekt durch Anpassung. Pauline Voss erläutert: „Nicht individuelle Entscheidungen mehren sein Ansehen, sondern die Unterdrückung seiner Individualität. Die Kontrollinstanz ist eine unsichtbare: Hinter den Gardinen stehen die Nachbarn, selbst nicht einzusehen, und beobachten, ob der Anstand gewahrt wird.“ Dem „Well Respected Man“ bescheinigen sie geistige und körperliche Reinheit. Noch heute dokumentiert man seine Reinheit durch die Unterwerfung unter den Zeitgeist. Spätestens in den Siebzigerjahren entwickelt sich die individuelle Entfaltung der…

Read More
Allgemein 

Der Charakter besteht aus Fähigkeiten

Eigenschaften wie diszipliniert oder prosozial zu sein nannte Aristoteles Tugenden. Adam Grant fügt hinzu: „Den Charakter beschrieb er als aus einer Reihe von Grundsätzen bestehend, die sich die Menschen aneignen und durch bloße Willenskraft umsetzen.“ Früher war das auch Adam Grants Auffassung von Charakter. Er dachte, es ginge darum, sich einem klaren Moralkodex zu verpflichten. Aber es ist sein Job, die Ideen, über die sich Philosophen so gerne die Köpfe zerbrechen, zu prüfen und weiterzuentwickeln. Und in den letzten zwei Jahrzehnten haben die Informationen, die er gesammelt hat, ihn dazu…

Read More
Allgemein 

Alles Sinnliche hat Auswirkungen

Wie jedes äußere Bild für den Empfänger psychogene Folgen hat, so hat auch jedes Bild, das Menschen aussenden, Auswirkungen. Emanuele Coccia erklärt: „Wenn wir Bilder aussenden, wenn wir uns zwingen, den Geist zu versinnlichen, Sinnfälliges aus ihm zu machen, rührt das daher, dass Bilder keine rein kognitiven Realien sind.“ Bilder wirken – vor allem anderen. Gerüche, Geschmäcker, Geräusche: Alles Sinnliche hat Auswirkungen und legt eine Wirksamkeit an den Tag, die schwer zu bestimmen ist, weil es weniger gewichtig ist als die Kausalität, die von der Wirklichkeit auf die Wirklichkeit ausgeübt…

Read More