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Neue Gefühle verändern auch das Denken

Auch Gefühle und Emotionen sind laut Maren Urner Informationen. Dabei handelt es sich um einen Mix aus neuropsychologischen und anderen körperlichen Informationen, die ständig in einem Menschen vorhanden sind. Maren Urner erklärt: „Denn nur, weil wir sie noch nicht oder vielleicht auch niemals vollständig begreifen werden, sollten wir ihnen nicht ihre Existenz absprechen.“ Und dennoch sind es diese Informationen, auf Basis deren der größte Teil der Menschen in den meisten Situationen ihre Entscheidungen treffen. Dazu gehören sowohl kleine Entscheidungen wie auch ganz große. Kausal formuliert stimuliert unser Gefühlselben Ideen und Gedanken in uns. Eine Veränderung der Gefühle verändert ebenso das Denken. Bei aller Unterschiedlichkeit gilt dieses Prinzip universell – für alle Geschlechter, Altersgruppen und Kulturen. Dr. Maren Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

Das Schönste hier auf Erden ist lieben und geliebt zu werden

Gerade mit Blick auf Ersteres hört und liest man ja häufig, dass Frauen „emotionaler“ seien als Männer. Weit gefehlt. Maren Urner erläutert: „Ich denke, wenn wir von unterschiedlichen Leveln an Emotionen bei Frauen und Männern sprechen, verwechseln wir häufig die Anwesenheit von Emotionen mit dem Umgang mit ihnen – also die emotionale Reife.“ Wilhelm Busch hat es geschafft, die ganze Sache mit dem Sinn und Zweck des Lebens in einem fast poetische Satz zusammenzufassen.

Wilhelm Busch schreibt: „Das Schönste hier auf Erden ist lieben und geliebt zu werden.“ Maren Urner stellt fest: „Wie weit wir davon entfernt sind, unserem grundlegenden Wunsch nach Liebe und Anerkennung gerecht zu werden, zeigen die weltweit steigenden Zahlen an Menschen, die nicht nur allein leben, sondern sich aus einsam fühlen.“ Die Pandemie der Einsamkeit ist als globale Gesundheitsgefahr längst erkannt. Zahlreiche Studien belegen die dramatisch negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit inklusive einer verkürzten Lebenserwartung und einem erhöhten Risiko, an Demenz zu erkranken.

Der Verlust einer innigen Beziehung gehört zu den schlimmsten Erlebnissen

Maren Urner weiß: „Selten ist eine Studienlage so klar wie der Blick auf die Bedeutung von menschlichen Beziehungen für unser Leben: Gute soziale Beziehungen sind die wichtigsten Zutaten für ein zufriedenes Leben, und auf die Frage, was das schlimmste Ereignis in ihrem Leben gewiesen sei, antworten die meisten Menschen mit „der Verlust einer innigen Beziehung“.“ Menschen, die Freunde und Familie außerhalb des eigenen Hauses regelmäßig zu Gesicht bekommen, leben länger.

Das gilt auf für Ehepartner, die mehr gemeinsame positive Momente von Lebe und Verbundenheit erleben als andere. Maren Urner fügt hinzu: „Studie um Studie zeigt: Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, dass wir uns gemeinsam mit anderen Menschen gut fühlen. So werden angenehme Berührungen über spezielle Rezeptoren an den Insular-Kortex im Gehirn weitergeleitet.“ Diese Region spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Quelle: „Radikal emotional“ von Maren Urner

Von Hans Klumbies

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