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Die Masse gibt das „mehr“ vor

Seit dem Wirtschaftsaufschwung in den 1950er-Jahren geht es der deutschen Bevölkerung immer besser. Aktuell verfügen die Deutschen über einen noch nie dagewesenen Wohlstand. Für die durchschnittlichen Eltern ist heute immer „mehr“ möglich. Rüdiger Maas nennt Beispiele: „Mehr Materielles, mehr Liebe, mehr Fürsorge, mehr Elternsein, mehr Förderung, mehr Wohlstand, mehr Liberalität, mehr Mitsprache, mehr Behütung, mehr Gesundheit.“ Neu für die Elterngeneration ist, dass das, was mehr sein soll, durch die Masse vorgegeben wird. Doch ist dieses Mehr der Masse zu erreichen? Ist das nicht ein Kampf gegen Windmühlen? Ja, das ist es – wie das „Easterlin-Paradox“ oder auch Zufriedenheits-Einkommen-Paradox lehrt. Bis zu einer bestimmten Einkommenshöhe steigt die Zufriedenheit mit zunehmendem Einkommen an. Ab einem gewissen Punkt allerdings lässt sich durch mehr Einkommen die Zufriedenheit nicht weiter steigern. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer und Leiter eines Instituts für Generationenforschung.

Eltern sind stark von den Meinungen anderer abhängig

Rüdiger Maas weiß: „Ein Streben nach mehr Arbeit, um mehr Geld zu verdienen, um schließlich glücklicher zu werden, ist ab einem bestimmten Grad nicht mehr sinnvoll.“ Hinzu kommt das „Überauswahl-Phänomen“, das dazu führt, dass Eltern durch die zahlreichen Optionen in ihren Entscheidungen verunsichert und letztlich unglücklicher werden. Leider verstärkt sich das Phänomen des Unglücklichseins vor allem für die heutige Generation an Eltern.

Die heutige Elterngeneration ist stark von den Meinungen anderer abhängig. Sie sind unsicher, wie sie sich verhalten soll und stellt sich in Relation zu ihren Bekannten und zu ihrer Internet-Community. Das, was dort wichtig ist, gilt auch für sie. Wird in der Community ein Kinderwagen für 2.000 Euro gekauft, brauchen sie selbst auch einen so teuren Kinderwagen. Der hohe Geldbetrag dient den Eltern in ihrer Unsicherheit als Orientierung. Obwohl es sich um eine Summe handelt, die auch für Gutverdienende sehr hoch sein kann.

Statussymbole machen Wohlhabende Eltern nicht zufriedener

Die Messlatte wird hoch gesetzt. Das gilt für all diejenigen, die sich im Netz an der Meinung von anderen orientieren. Und selbstverständlich spart man auch bei anderen Produkten für sein Kind nicht. Schließlich will man ein gutes Elternpaar sein, so wie die anderen eben auch. Rüdiger Maas stellt fest: „Leittragende sind in unserer Gesellschaft jedoch all diejenigen, die nach einem solchen Wohlstand streben, ihn allerdings nicht für sich verwirklichen können.“ Denn sichtbar ist der Wohlstand der anderen für alle im Netz.

Wohlstand ist immer umgebungsassoziiert, also auch davon abhängig, was an Wohlstand durch andere suggeriert wird. Menschen, die sich diesen Wohlstand nicht für ihre Kinder leisten können, trifft die starke Orientierung am Kollektiv viel stärker. Rüdiger Maas erläutert: „Sie können nichts oder nur wenig durch teure Güter kompensieren. Sie werden abgehängt, ebenso ihre Kinder, da bestimmte Statussymbole nicht vorhanden sind.“ Trotzdem gilt: Zufriedener werden die wohlhabenden Eltern durch all die Güter nicht werden. Quelle: „Generation lebensunfähig“ von Rüdiger Maas

Von Hans Klumbies

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