Michael Winterhoff warnt vor einer Gesellschaft von Egoisten
Der renommierte deutsche Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff warnt vor einer Gesellschaft, die von Narzissten und lustorientierten Egoisten dominiert wird. Zu Beginn ist eine Symbiose zwischen Eltern und ihren Babys durchaus gut und richtig. Man darf die Kinder allerdings nicht zu sehr verhätscheln. Denn verwöhnte Kinder sind vollkommen auf sich selbst bezogen, es fehlt ihnen an Mitgefühl für andere Menschen und die Einsicht in die Notwendigkeit von Regeln.
Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen
Michael Winterhoff erläutert: „Man erkennt übrigens solche auffälligen Kinder bereits ab einem Alter von fünf Jahren daran, dass man grundsätzlich Aufträge doppelt und dreifach geben muss, wie zum Beispiel den Tisch zu decken.“ Sie überzeugen sich im Rahmen ihres kleinkindlichen Weltbildes davon, über alle ihnen nahestehenden Personen bestimmen zu können.
Kinder brauchen deshalb laut Michael Winterhoff ein abgegrenztes, eigenständiges Gegenüber und verlässlichen Bezugspersonen, die dem Kind erklären, welche Dinge es zu tun und welche es zu lassen hat. Zum Fehlverhalten der Bezugspersonen gegenüber Kindern kommt es unter anderem deshalb, weil das Leben immer mehr Erwachsenen keine sichere Perspektive bietet. Faktoren der Stabilität im privaten Umfeld wie ein sicherer Arbeitsplatz und eine Absicherung fürs Alter brechen weg. Dazu kommt jeden Tag eine Unsumme von negativen Nachrichten, die von verschiedensten Seiten auf sie niederprasseln.
Die Gegenwart ist von einer großen Unsicherheit geprägt
Früher gab es eine Gesellschaft, die den Menschen eine klare Orientierung geboten hat. Heute ist dagegen alles von einer großen Unsicherheit geprägt. Die meisten Eltern wollen ihren Kindern etwas Gutes tun, indem sie sich ständig um deren Bedürfnisse kümmern. Das sind für Michael Winterhoff unbewusste Kompensationen, die zu einer Machtumkehr führen: „Der Erwachsene ist bedürftig und braucht das Kind, um seine Bedürfnisse zu stillen.“ Diese Entwicklungsstörungen können durch wieder in sich ruhende Eltern behoben werden, deren Beziehung zum Kind wieder intakt ist. Dadurch kann die Psyche des Kindes nachreifen. Quelle: Kronen Zeitung
Von Hans Klumbies