Viele Menschen setzen ihrem Werdegang viel zu früh ein Ende

Auf die Frage, ob man alles lehren und alles lernen kann, antwortet Manès Sperber: „Nein, und als ob man um alles betrogen bliebe, müsste man ohne ihn sein Dasein fristen.

Lebenstraining ist das wirksamste Mittel der Anpassung

Diese zuweilen quälende Überempfindlichkeit gegenüber dem Restproblem erklärt Manès Sperber durch das menschliche Streben nach Vollkommenheit, das er auch als Gottähnlichkeitsstreben bezeichnet. Dieses ist seiner Meinung nach ganz gewiss jedem Willen zur Macht beigemengt. Manès Sperber fügt hinzu: „Wer den Mut zur Unvollkommenheit r hingeben, und sein Blick wird nur fassen, was anderen zuteil geworden ist und ihm nicht.“

Das Lernen, das heißt das Lebenstraiisten Menschen relativ früh diese Neigung und Fähigkeit verlieren. Das Altern beginnt daher ungleich früher, als es dem Kalender nach gerechtfertigt wäre.

Die meisten Menschen setzten nur ein Zehntel ihrer poteniellen Kräfte ein

Manès Sperber kritisiert, dass viele Menschen ihrem Werdegang viel zu früh ein Ende setzen, somit ungezählte Möglichkeiten ausschalten und gar mann schlecht und recht mit einem Zehntel ihrer potentiellen Kräfte aus.

Neun Zehntel seines Potentials liegen ungebraucht wie in einer Vorratskammer herum, dessen Existenz der Betroffen nie erfahren oder völlig vergessen hat. Manès Sperber erläutert: „Somit vernachlässigen wir die größten Chancen unserer Freiheit, jener Freiheit, die uns eine Selbsterneuerung erlauben und uns befähigen würde, uns fortgesetzt in Frage zu stellen, ohne dadurch unser Gleichgewicht zu gefährden.“ Sich selbst sinnvoll in Frage zu stellen gelingt seiner Meinung nach nur dank einem revidierenden Wiedererleben.

Kurzbiographie: Manès Sperber

Manès Sperber wurde am 12. Dezember 1905 in Zablotow, Ostgalizien, geboren. In Wien wurde er zuerst Schüler, dann Mitarbeiter bei Alfred Adler, dem Begründer der Individualpsychologie. Ab 1927 lehre Manès Sperber an verschiedenen Fachschulen und Hochschulen Individualpsychologie. Im Jahr 1933 zog er nach Jugoslawien um, seit 1934 lebte er in Paris. Zu seinen wichtigsten Werken zählen unter anderem die Trilogie „Wie eine Träne im Ozean“, „Alfred Adler oder Das Elend der Psychologie“, „Individuum und Gemeinschaft“ sowie „Der freie Mensch“. Manès Sperber starb am 5. Februar 1985 in Paris.

Von Hans Klumbies

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