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Jeder Mensch hat die Veranlagung zur Empathie

Ein Individuum kann durchaus mit einem anderen mitfühlen und sich in seine Emotionen hineinversetzen. Da Frans de Waal die Menschen als Tiere betrachtet, darf man seiner Meinung nach auch die Erkenntnisse der Tierforschung auf den Menschen übertragen. Er sagt: „Sie mögen komplizierte Tiere sein, aber bei Veranlagungen, die wir mit vielen anderen Tieren teilen – Wettbewerbsstreben, Dominanz, Empathie, Altruismus, Territorialität – ist schwer vorstellbar, dass sie nichts mit unserer Evolution zu tun haben sollen. Das neueste Buch von Frans de Waal heißt „Das Prinzip Empathie. Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können“ ist kürzlich im Hanser Verlag erschienen.

Der Mensch ist abhängig von anderen Menschen

Wenn man den Menschen verstehen will, muss man laut Frans de Waal das ganze Bild betrachten. Er erklärt: „Das schließt Solidarität, Empathie und Kooperation mit ein. Und ich glaube, dass es sich dabei um sehr alte Veranlagungen handelt, die schon bei Hunden, Delphinen und vielen anderen Tieren zu finden sind.“ Obwohl alle Menschen Egoisten sind, sind sie doch abhängig von anderen Menschen. Deshalb verbinden sich Menschen zu Gemeinschaften und Affen zu Gruppen. Allein würde keiner überleben.

Der Ursprung der Empathie liegt in der mütterlichen Fürsorge

Die Empathie ist gemäß Frans de Waal in kleinen Gemeinschaften zwischen Verwandten und Freunden entstanden. In diesem Kontext profitierte sowohl man selbst als auch der Andere davon. Als die Menschen noch gemeinsam auf die Jagd gingen, war es von jedermanns Interesse, dass alle in der Gruppe kräftig und gesund waren. Die Menschen der Gegenwart, die in riesigen Gesellschaften leben, verhalten sich sogar gegenüber Menschen empathisch, die sie vorher noch nie gesehen haben. Frans de Waal sagt: „Altruistisches Verhalten muss nicht mit Vorteilen für eine selbst verbunden sein.“

Frans de Waal vermutet die Wiege der Empathie in der mütterlichen Fürsorge, die alle Säugetiere praktizieren. Frauen brauchen ein sensibles Gespür für ihren Nachwuchs, was einen hohen Überlebensvorteil bedeutet. Der Verhaltensforscher erklärt: „Dieses Muster mütterlicher Fürsorge ist dann auf andere Beziehungen wie Freundschaften übertragen worden.“ Die Empathie ist für ihn ein biologisches Merkmal der Spezies Mensch, die nicht einfach verschwinden kann. Er sagt: „Eine biologische Eigenschaft können Sie ausbauen oder schwächen. Aber Sie werden sie nicht los.“

Von Hans Klumbies

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