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In der Gruppe ist der Mensch vorhersagbar unvernünftig

Normative Einflüsse von Gruppen auf ihre Mitglieder wirken in Situationen, in denen das einzelne Gruppenmitglied nicht auffallen möchte, gleichgültig, ob es glaubt, die Gruppe habe recht oder nicht. Julia Shaw fügt hinzu: „Informative soziale Einflüsse werden ebenfalls von Gruppen ausgeübt, aber sie erfordern sie nicht unbedingt. Sie wirken bei Gelegenheiten, bei denen wir glauben, jemand anderes sei besser informiert als wir, und daher seine Informationen übernehmen.“ Diese Einflüsse helfen erklären, warum eine Person die Darstellung einer anderen übernimmt. Sie möchte entweder die anderen Person nicht dadurch verstimmen, dass sie anderer Meinung ist (normativer Einfluss), ober aber sie glaubt wirklich, dass die andere Person eine Darstellung besser in Erinnerung hat als sie selbst (informativer Einfluss). Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

Die Welt ist in Eigengruppen und Fremdgruppen eingeteilt

Natürlich sind diese sozialen Einflüsse nicht immer etwas Schlechtes. Aber diese sozialen Einflüsse werden zu einem Problem, wenn nachträgliche Fehlinformationen verarbeitet werden, sodass falsche Details auf eine Weise in die eigene Erinnerung eingewoben werden, die man nie mehr herauslösen kann. In der Psychologie gibt es den Begriff „Groupiness“, der ausdrückt, wie stark eine Gruppe zusammenhängt und wie sehr ihre Mitglieder zur Konformität neigen. Der soziologische Begriff dafür ist „Entitativität“, was im Wesentlichen bedeutet, wie gut die Gruppe als Entität funktioniert.

Die meisten Menschen tendieren dazu, die Welt in „Ingroups“ (Eigengruppen) und „Outgroups“ (Fremdgruppen) einzuteilen, als in Gruppen, zu denen man sich als zugehörig betrachtet, und alle anderen. Dan Ariely, Professor für Psychologie und Verhaltensökonomie an der Duke University und Autor des Bestsellers „Predictably Irrational“ (Denken hilft zwar, aber nützt nichts), ist der Meinung, die Mitgliedschaft in Gruppen führe dazu, dass die Menschen genau das sind, was der englische Titel seines Buchs ins Deutsche übertragen bedeutet: vorhersehbar unvernünftig.

In der Eigengruppe herrscht Solidarität

Dan Ariely und seine Kollegen haben in zahlreichen Experimenten demonstriert, dass Menschen dann, wenn Mitglieder der persönlichen Eigengruppe etwas tun, ihrem Bespiel sehr wahrscheinlich folgen. Julia Shaw erläutert: „Das gilt im Guten wie im Bösen – so mogeln wir mit größerer Wahrscheinlichkeit, wenn mindestens einer aus unserer Ingroup das auch tut.“ Dan Arielys Forschung hat auch gezeigt, dass man weniger wahrscheinlich mit den konform geht, mit denen man sich nicht identifiziert – mit Angehörigen der Fremdgruppe.

Vermutlich handelt es sich dabei um eine absichtliche Abgrenzung vom Verhalten von Rivalen – man ist nicht so wie die – und auch ein implizite Bekundung der Solidarität mit den eigenen Gefährten in der Eigengruppe wegen der gemeinsamen Werte. Im Hinblick auf all diese Einflussfaktoren sind viele Forscher der Meinung, dass man Zeugen bei Polizeiermittlungen voneinander getrennt halten muss, um negative Effekte zu vermeiden. Und die Polizei muss verstehen, dass Übereinstimmung zwischen Gerichten nicht unbedingt ein Hinweis auf Richtigkeit sein muss, nur auf Konformität. Quelle: „Das trügerische Gedächtnis“ von Julia Shaw

Von Hans Klumbies

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