Die Freiheit ist etwas besonders Menschliches
Menschsein heißt, sich verändern zu können. Von diesem Satz geht Zuversicht und Hoffnung aus. Ahnungen von einem anderen Leben werden durch ihn wach. Warum können sich Menschen verändern? Weil, so Viktor Frankl, der Mensch frei ist. Zwar nicht frei von seinen biologischen, psychologischen oder soziologischen Bedingungen, nicht frei von den Einflüssen der Erziehung, nicht frei von den Einflüssen der Welt, in der ein Mensch lebt. Frei aber zur Stellungnahme allem gegenüber, was sein Leben begrenzt … Für Uwe Böschemeyer bedeutet dies folgendes: „Ich habe bestimmte Gene, aber ich kann auf sie Einfluss nehmen. Ich habe Triebe (Macht, Geld, Karriere, Sexualität etc.), aber ich kann auf sie Einfluss nehmen.“ Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.
Es lohnt sich über die Freiheit nachzudenken
Jeder Mensch hat eine bestimmte Vergangenheit, aber er kann auf deren Wirkungsgeschichte einwirken. Selbst wenn man eine neurotische Störung hat, kann man etwas dagegen tun. Uwe Böschemeyer betont: „Ich bin mir selbst und dem Leben, was immer es sei, nie ganz ausgeliefert.“ Es lohnt sich darüber nachzudenken, wie ein Mensch – trotz aller tatsächlich vorhandenen Unfreiheiten und Begrenzungen – immer freier werden könnte.
Was ist Freiheit? Auf jeden Fall mehr als nur ein Wort. Sie ist etwas Prickelndes, Hellmachendes, Heilmachendes, Erfreuendes, Weitendes, Kraftvolles, Stärkendes, Gefühlvolles, etwas besonders Menschliches. Freiheit ist die in jedem Menschen vorhandene Möglichkeit, sich innerhalb gewisser Grenze frei zu verhalten. Freiheit ist – wie zum Beispiel auch die Liebe, die Verantwortung, der Glaube, die Hoffnung, der Mut, die Lebensbejahung, wie alle spezifisch humanen Werte – ein Existenzial, also etwas, das originär zu jedem Menschen gehört, also nicht erst erworben wird.
Die Freiheit stellt sich nicht von selbst ein
Diese humanen Werte kann ein Mensch vernachlässigen, verleugnen oder verdrängen. Er kann sie übersehen, missachten und aufhören, sie zu suchen. Er kann sie mit der Schärfe seiner Gedanken als Illusion beschreiben und kann sie verkapselt tief im Unbewussten liegen lassen. Uwe Böschemeyer weiß: „Doch die Möglichkeit, sie zu finden, wiederzufinden, zu entdecken, sie zu leben – ich sage es noch einmal –, bleibt in uns, solange wir leben.“ Die Freiheit ist kein Trieb. Sie stellt sich nicht von selbst ein.
Man muss die Freiheit suchen, sich auf sie besinnen, sie empfinden, fühlen, ergreifen, sich für sie öffnen. Denn frei wird man nur dann, wenn man sich auf das ausrichtet, was man will, zum Beispiel lieben, glauben, hoffen, gesund werden, Widerstände überwinden, Träume verwirklichen, Sinnvolles erfahren etc. Dann aber, und das zu erleben ist beglückend – werde diese und andere Ziele zu Magneten, dann wird der Mensch schöpferisch, dann fällt ihm etwas ein, dann wird er intuitiv, dann ist er voller Kraft und setzt seine Ideen in konkretes Leben um. Quelle: „Von den hellen Farben der Seele“ von Uwe Böschemeyer
Von Hans Klumbies