In der Ehe will die Liebe Ewigkeit
Das deutsche Wort Ehe hat eine schöne Herkunft. Es stammt vom althochdeutschen êwa ab, das Ewigkeit, aber in dieser Ewigkeit auch Recht und Gesetz bedeutet. Peter Trawny erläutert: „Wer sich zur Ehe zusammenfindet, will demnach seine Liebe verewigen, das heißt ihre Endlichkeit vernichten.“ Doch das ist nur das Wort: In allen Gesellschaften und Kulturen bildet die Ehe eine Institution, die der Gründung der Familie – der geregelten Fortpflanzung – dient. So weiß man, wer wo in der Blutlinie steht, wer welche Anrechte auf welche Erbschaft hat. Dass die Ehe heute in den Gesellschaften, in denen die Religion eine geringere Rolle spielt, vor allem diese pragmatische Bedeutung hat, ist offenbar. Peter Trawny gründete 2012 das Martin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, das er seitdem leitet.
Die Hochzeit ist ein Fest
Und dennoch: Wer heiratet, ist sich, selbst außerhalb des religiösen Ehe-Sinns bewusst, dass die Entscheidung für den Anderen keineswegs nur die Steuerklasse betrifft. Als ein religiöses Echo aus der Vergangenheit fällt ein besonderes Licht auf den Tag, an dem man die Ehe eingeht. Kein Wunder, dass die Beteiligten das Ereignis noch immer wichtig finden: Die Hochzeit ist ein Fest! Für Christen, Juden und Muslime stellen Adam und Eva das Urpaar, die Urehe dar.
Das ist eine schöne Erinnerung, haben die beiden doch sowohl das Paradies als auch die Bitterkeit des irdischen Lebens kennengelernt. Peter Trawny fügt hinzu: „Sie haben sogar eine Ehekrise wie den Sündenfall verschmerzt – mehr kann man von einem Paar nicht erwarten. Ernsthaft: Am mythischen Beginn der Menschheitsgeschichte steht eine Liebe, eine Ehe.“ Wer die Ehe religiös deutet, stellt sich in dieses durch die Zeiten leuchtende Licht. Für die christliche Kirche wurde die Ehe recht spät, nämlich im 16. Jahrhundert, zu einem Sakrament, zu einem heiligen Zeichen der Gnade Gottes.
Ein verheirateter Philosoph gehört in die Komödie
Doch das betraf nur die rechtliche Seite. Das Ritual gab es mindestens seit dem 11. Jahrhundert, wenn nicht schon viel früher. In ihm wird die Verbindung vor Gott, in seiner Gnade, geknüpft. Wirklich bestätigt wird sie im Geschlechtsakt. Man wird sagen, dass vielen Menschen womöglich der Geschmack an einem solchen Ritual verloren gegangen ist. Daran mag nicht wenig der Verlust jener Freude verantwortlich sein, die einmal mit der Frohen Botschaft verbunden war.
Ein verheirateter Philosoph gehört in die Komödie, schreibt Friedrich Nietzsche einmal. Er denkt an Sokrates, dessen Ehe mit Xanthippe eine Menge Anekdoten nach sich zog. Auch Friedrich Nietzsche selbst deutet sie. So stellt er fest, dass Xanthippe für Sokrates eine Frau war, „wie er sie brauchte“. Xanthippe nämlich „trieb ihn […] in seinen eigentümlichen Beruf immer mehr hinein, indem sie ihm Heim und Haus unhäuslich und unheimlich macht“. Sokrates soll sich also besonders in jungen Jahren auf den Straßen Athens herumgetrieben haben, weil er wenig Lust verspürte, nach Haus zu gehen. Quelle: „Philosophie der Liebe“ von Peter Trawny
Von Hans Klumbies