Das Bedürfnis nach Gewissheit ist im Menschen fest verankert

Ein Faktor ist für das Verständrzhaften Spannungszustand, der seine Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen, ernsthaft gefährden kann.“ Die Folge ist, dass der Mensch ein starkes Verlangen nach Eindeutigkeit hat. Er möchte glauben können, dass er keinen Grund hat, dass die Methode, nach der er sich entscheidet, die richtige ist.

Das wissenschaftliche Denken untergräbt die religiöse Gewissheit

Es ist dies für Erich Fromm einer der psychologischen Gründe dafür, warum der Mensch an Idole und politische Führer glaubt. Sie ermöglichen ihm, seine Entscheidungen ohne Skrupel und ohne Risiko zu treffen. Dadurch läuft er nicht Gefahr, sich bei seiner Entscheidung der falschen Methode bedient zu haben. Mit dem Beginn des wissenschaftlichen Denkens und der Eliminierung der religiösen Gewissheit, sah sich der Mensch gezwungen, sich auf die Suche nach neuen Sicherheiten zu begeben.

Zunächst schien es den Menschen, die Wissenschaft selbst könne ihnen eine Grundlage für neue Wahrheiten geben. Für rational denkende Menschen des letzten Jahrhunderts war dies tatsächlich der Fall. Doch das änderte sich. Erich Fromm schreibt: „Aber mit der wachsenden Kompliziertheit des Lebens, das alle menschlichen Proportionen verlor, mit dem zunehmenden Gefühl individueller Ohnmacht und Isolation hörte der wissenschaftlich Orientierte auf, ein rational denkender und unabhängiger Mensch zu sein.“

Der Computer hat inzwischen einen gottähnlichen Charakter angenommen

Die Menschen verloren den Mut, selbstständig zu denken und aufgrund ihrer intellektuellen und emotionalen Hingabe an das Leben ihre Entscheidungen zu treffen. Heute wird die Gewissheit hr durch das unzuverlässige eigene Wissen und Fühlen der Menschen, sondern durch den Computer garantiert, der Voraussagen ermöglicht und zum Garanten der Gewissheit wird. Diese Sehnsucht nach sicherem Wissen erzeugt das Bedürfnis nach einem geradezu blinden Glauben an die Leistungsfähigkeit der Computersimulation.

Gerade die Tatsache, dass menschliches Urteil und menschliche Gefühle angeblich in den Prozess einer Entscheidung nschlichen Wollens entzogen und einem Computersystem anvertraut wird, das die „Wahrheit“ sagt, weil es nicht wie der Mensch fehlbar ist und keine eigennützigen Zwecke verfolgt.“

Kurzbiographie: Erich Fromm

Erich Fromm wurde am 23. März 1900 in Frankfurt am Main geboren. Vor seinem Jurastudium an der Frankfurter Universität beschäftigte er sich stark mit dem Talmud. Da er sich mit dem Studium der Rechte nicht sehr anfreunden konnte, ging er nach Heidelberg um Soziologie zu studieren. 1922 promovierte er mit einer Dissertation über „Das jüdische Gesetz“. 1926 heiratet er die Psychiaterin Frieda Reichmann und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung. 1929 wurde Erich Fromm zum Mitbegründer des Süddeutschen Instituts für Psychoanalyse in Frankfurt.

Im Jahr 1933 hielt Erich Fromm Gastvorlesungen an der Un Universität von Mexiko. 1955 erschien sein drittes Hauptwerk „Der moderne Mensch und seine Zukunft“. Seinen größten publizistischen Erfolg erzielt Fromm allerdings mit seinem Buch „Die Kunst des Liebens“ (1956). Sehr bekannt geworden ist auch sein Spätwerk „Haben oder sein“ von 1976. Erich Fromm der seit 1974 in Locarno, in der Schweiz, lebte, starb am 18. März 1980.

Von Hans Klumbies

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