Allgemein 

Wilhelm Reich erklärt die Funktion des Orgasmus

Wilhelm Reich ist davon überzeugt, dass es keine neurotischen Symptome ohne Erkrankung des Gesamtcharakters gibt. Für viele Psychoanalytiker stellte die neurotische Symptomatik eine Art Fremdkörper im sonst intakten Seelenleben dar. Wilhelm Reich korrigierte diesen Irrtum wie es vor ihm schon in ähnlicher Weise Alfred Adler getan hatte. Denn eine seelische Erkrankung betrifft immer die Persönlichkeit als Ganzes, weshalb auch die Behandlung beim Psychologen oder Psychoanalytiker dieser Totalität gewidmet sein muss. In seinen theoretischen Überlegungen über den Orgasmus knüpft Wilhelm Reich an Sigmund Freud an. Auch griff er die Gedanken des berühmten Wiener Frauenarztes Rudolf Chrobaks auf, der die Meinung vertrat, dass zur Heilung der Hysterie die wiederholte sexuelle Befriedigung das beste und wirksamste Mittel sei.

Wilhelm Reichs Vorstellungen von der sexuellen Normalität

Wilhelm Reich glaubte, dass fast alle seiner weiblichen und die meisten seiner männlichen Patienten an Frigidität beziehungsweise Impotenz litten. Deshalb erschienen ihm grobe genitale Störungen als das Leitsymptom jeglicher Neurose, vielleicht sogar als ihr energetischer Mittelpunkt. Wilhelm Reich sprach nur dann von sexueller Normalität, wenn das sexuelle Geschehen an seinem Höhepunkt in Unwillkürlichkeit, Bewusstseinsschwund und Entladung des ganzen Energiepotentials durch eine Serie von lustvollen Körperzuckungen erfolgt.

Diese Idealvorstellung nannte Wilhelm Reich orgastische Potenz. An diesem Maßstab gemessen, erwiesen sich natürlicherweise die meisten seiner Patienten als relativ impotent. Er sah die Aufgabe der Psychotherapie darin, die Orgasmusfähigkeit in diesem Sinne wieder herzustellen. Wilhelm Reich ging davon aus, dass erst dann allen Symptomen der Krankheit die Basisenergie entzogen und die Gefahr von Rückfällen gebannt sei. Er nannte diese Vermutung Sexualökonomie.

Wilhelm Reich beschreibt die orgastische Potenz

Wilhelm Reich beschreibt die orgastische Potenz wie folgt: „Der Orgasmus fällt bei beiden Geschlechtern intensiver aus, wenn die Höhepunkte zusammenfallen. Das kommt bei Menschen, die die Zärtlichkeit und Sinnlichkeit auf einen Partner konzentrieren können und entsprechenden Widerhall finden, sehr häufig vor und ist die Regel, wenn die Liebesbeziehung weder innerlich noch äußerlich gestört ist. In solchen Fällen ist zumindest die bewusste Phantasietätigkeit restlos ausgeschaltet; das Ich erfasst die Lustempfindungen, auf die es ungeteilt eingestellt ist.“

Kurzbiographie: Wilhelm Reich

Wilhelm Reich wurde am 24. März 1897 in Dobzau (Galizien) geboren. Er studierte Medizin, las aber während seines Studiums auch die Bücher der Philosophen Friedrich Nietzsche, Henri Bergson und F. A. Lange. Sein spezielles Interesse galt aber der Sexuologie. Intensiv studierte er auch die Texte Sigmund Freuds. 1920 trat Wilhelm Reich in die Wiener Psychoanalytische Gesellschaft ein.

1939 wanderte Wilhelm Reich in die USA aus. In New York arbeitete er erfolgreich als Psychoanalytiker und Vegetotherapeut. In seine so genannten Orgonlaboratorien forschte er nach den Geheimnissen des Kosmos und glaubte 1940 die Lebensenergie in der Atmosphäre entdeckt zu haben. Um diese Lebenskraft einzufangen und nutzbar zu machen, baute er so genannte Orgonakkumulatoren. Mit diesen Apparaten wollte er seelische und körperliche Krankheiten günstig beeinflussen.

1954 wurde Wilhelm Reich von der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) wegen Quacksalberei vor Gericht zitiert. Er wurde inhaftiert und seine Akkumulatoren und Schriften vernichtet. Am 3. November 1957 starb der herzkranke Universalforscher im Zuchthaus Lewisburg.

Von Hans Klumbies

Related posts

One Thought to “Wilhelm Reich erklärt die Funktion des Orgasmus”

  1. Poster

    Schöner Artikel, Danke! 🙂

    Die Amerikaner sind ja bekannt für ihre todbringenden Folter-„Zuchthäuser“, wie zb „Guantánamo Bay“ oder die geheimen Folteranstalten „Camp Honor“ und „Camp Justice“ im Irak…

Leave a Comment