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Unter der Umerziehung des Partners leidet die Liebe

Kaum sind die Flitterwochen der Liebe vorbei, beginnt bei vielen Paaren das Umerziehungsprogramm: Der andere soll sich ändern und sich den eigenen Vorstellungen anpassen. Christian Thiel warnt: „Doch das funktioniert nicht. Je mehr wir am anderen herumkritisieren, desto mehr leidet die Liebe. Und ändern tut sich der andere auch nicht.“ Man sollte also seinen Partner besser so lieben, wie er ist. Wenn sich zwei Menschen lieben, bedeutet das auch, den anderen zu akzeptieren. Da gibt es kein Wenn und Aber. Sich zu lieben heißt, Ja zueinander zu sagen. Die allermeisten Menschen wollen so geliebt werden, wie sie sind: mit ihren Stärken und Schwächen, mit ihren Vorzügen und Fehlern, mit ihren starken und schwachen Momenten. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

Kritik am Partner zeugt von Selbstzweifeln

Wer sich grundsätzlich als Persönlichkeit akzeptiert fühlt, der entspannt sich. In dieser Stimmung ist er zu einer Verhaltensveränderung eher bereit und in der Lage, als wenn er unter Druck steht. Denn wer sich unter Druck gesetzt fühlt, konzentriert sich darauf, sich zu verteidigen. Wer sich gegenüber seinem Partner oft kritisch verhält, leidet nach Ansicht von Psychotherapeuten häufig unter Selbstzweifeln. Christian Thiel erklärt: „Der Grund für die Kritik am anderen ist die Kritik, die man regelmäßig an sich selbst übt.“

Wer sich selbst für unzulänglich hält, der sucht beim anderen und bei sich selbst regelrecht nach etwas, was fehlt. Er trainiert den bösen Blick und verpasst so den Sinn der Liebe. Denn der Sinn der Liebe besteht darin, den Partner zu akzeptieren, wie er ist. Der Glaube an die Notwendigkeit, den Partner umzuerziehen, hat in unserer Kultur eine lange Tradition, nur waren es lange Zeit ausschließlich die Frauen, die umerzogen werden sollten, ja mussten. Bei allem Fortschritt, den die partnerschaftliche Wende der siebziger Jahre mit sich gebracht hat, hatte sie doch auch einen großen Nachteil: Heute glauben auch viele Frauen, der Sinn einer Partnerschaft bestünde in der Umerziehung des Partners.

Die Liebe lebt von positiven Emotionen

Die Negativität, die hinter dem bösen Blick steht, kann eine Beziehung langfristig zerstören, denn mit ihr geht eine Vielzahl von schlechten Gefühlen einher. Der andere wird abgewertet oder sogar verachtet. Dann ist er nicht mehr anders, sondern er ist falsch. Eine Liebe lebt nicht von negativen Gefühlen, sondern von positiven Emotionen. Christian Thiel rät, sich am Ende eines jeden Tages auf einige der Eigenschaften zu besinnen, für die man seinen Partner bewundert. Dazu genügt es schon, sich einige Minuten Zeit zu nehmen.

Außerdem sollte man sich am Ende eines Tages auch ganz konkret fragen, was man am Zusammensein mit seinem Partner an diesem Tag genossen hat. Und schließlich sollte man sich überlegen, wie man das seinem Partner mitteilen könnte. Von dem, was einer am anderen schätzt, reden die meisten Paare im Laufe der Jahre kaum mehr. Diese Übungen sollte man auch an Tagen machen, an denen einem eigentlich nicht danach ist, weil man gerade mit der einen oder anderen Eigenschaft des Partners hadert. Quelle: „Was glückliche Paare richtig machen“ von Christian Thiel

Von Hans Klumbies

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