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René Descartes verortet die Seele im Bewusstsein

Der lange Weg des Menschen zum Verständnis des Unbewussten hat ihn auf zahlreiche, wenn auch oft die Fantasie anregende Umwege geführt. John Bargh nennt ein Beispiel: „Im Mittelalter glaubte man, Leute, die sich seltsam verhielten, als beispielsweise mit sich selbst sprachen oder Visionen hatten, seien vom Teufel oder von einem bösen Geist besessen.“ Schließlich lehrte die Religion, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes sei, und Gott lief nicht herum und plappert laut vor sich hin. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verortete der Philosoph René Descartes die menschliche Seele – die übernatürliche, gottähnliche Seit des Menschen – im Bewusstsein. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

Sigmund Freud und Pierre Janet waren die ersten Psychiater

Der Grund für sozial unannehmbares Verhalten konnte daher nicht das gottähnliche Bewusstsein des Betroffenen sein, sondern nur eine äußere Macht, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte. Fast drei Jahrhunderte später, um 1900 stellten die Wissenschaftler Pierre Janet und Sigmund Freud unabhängig voneinander die These auf, psychische Leiden hätten natürliche, physische Ursachen. Sigmund Freud und Pierre Janet waren die ersten Psychiater. Sie behandelten in ihrem jeweiligen Krankenhaus beziehungsweise in ihrer Praxis Patienten mit psychischen Erkrankungen.

Zudem versuchten sie eine Erklärung zu formulieren, aus welchem Teil des psychischen Bewusstsein diese Störungen herrührten. Pierre Janet schrieb psychische Erkrankungen schlicht anomalen Prozessen im Gehirn zu, während Sigmund Freud der Ansicht war, sie würden durch ein eigenes, unbewusstes Selbst hervorgerufen, das in den Geisteskranken wirke. Doch dann ging er noch weiter und behauptete, dieses eigenständige Unbewusste sei in jedem Menschen vorhanden, nicht nur in psychisch Kranken.

Das Unbewusste ist ein brodelnder Kelch nicht angepasster Komplexe

Sigmund Freud verlangte von seinem Anhänger Carl Gustav Jung und anderen, seine Theorien als reine Lehre anzunehmen, ja geradezu als Offenbarung, statt sie lediglich als Hypothesen zu betrachten, die einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen werden müssten. Während seine Betonung unbewusster Triebe fraglos auf Erkenntnissen beruhte, die ein Erdbeben in seiner Disziplin auslösten, dämonisierte Sigmund Freud faktisch die unbewussten Prozesse des Geistes, indem er behauptete, in jedem Menschen gebe es eine eigene unbewusste Unterwelt dunkler, perverser Triebe, deren man sich nur durch eine Psychotherapie entledigen kann.

Pierre Janet, der sich mit denselben Symptomen wie Sigmund Freud beschäftigte, widersprach im heftig, doch wie bekannt ist, fanden Sigmund Freuds Theorien den Weg in die populäre Kultur, deren Bestandteil sie im Großen und Ganzen geblieben sind. In seinen umfangreichen und detaillierten theoretischen Schriften stellte Sigmund Freud das Unbewusste als brodelnden Kelch nicht angepasster Komplexe dar, die nichts anderes bezweckten, als einem Menschen Schwierigkeiten und Kummer zu bereiten. Quelle: „Vor dem Denken“ von John Bargh

Von Hans Klumbies

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