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Ein Narzisst verwechselt Schönheit und Macht mit dem Glück

Die klinische Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung beschreibt eine Person, deren Selbstwertempfinden zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitsgefühlen hin und her pendelt. Rebekka Reinhard erklärt: „Der Narzisst ist extrem selbstbezogen, lebt in ständiger Sorge um sein Aussehen, sein Ansehen und seinen Wohlstand.“ Außerdem tut er alles, um die Bewunderung und Anerkennung anderer Menschen zu bekommen, bemüht sich um hervorragende Leistungen, erkämpft sich einflussreiche Positionen und schafft Abhängigkeiten. Und er ist stark eingenommen von bestimmten Fantasien: er träumt vom grenzenlosen Erfolg und von einer Liebe und Schönheit, denen ebenfalls keinerlei Grenzen gesetzt sind. Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

Sogenannte Celebrities sind Beispiele für den Siegeszug des Narzissmus um die Welt

Narzissmus bezeichnet laut Rebekka Reinhard nicht nur das pathologische Verhalten Einzelner, sondern auch eine psychokulturelle Epidemie, die ausgehend von den USA, die ganze Erde erfasst hat. Rebekka Reinhard erläutert: „Der Kult um das eigene Selbst, das nie perfekt genug sein kann, das endlos verbessert, therapiert und operiert werden will, boomt von Berlin bis Tokio.“ Mit dem Unterschied zwischen Sein und Schein nimmt man es da nicht mehr so genau.

Als Beispiele für den Siegeszug des Narzissmus nennt Rebekka Reinhard Boris Becker, David Beckham und Paris Hilton. Diese sogenannten Celebrities genießen weniger aufgrund ihrer Fachkompetenz, sondern vor allem wegen ihrer selbstdarstellerischen Fähigkeiten, ein phänomenales Aufmerksamkeitsprivileg. Rebekka Reinhard schreibt: „Die grenzenlose Beachtung ist ihnen sicher. Man kann sie ständig hören und sehen, immer und überall winken sie uns und lächeln uns entgegen.“

Narzissten können die Welt der Celebrities nicht mehr vom wirklichen Leben trennen

Die Celebrities sind für Rebekka Reinhard wahre Meister darin, gute Laune zu verströmen, indem sie Öffentliches mit Privatem vertauschen und Schein als Sein verpacken. Sie zeigen ihren Fans, wie sich stetig zum Besseren und Höheren wandelt, das eigene Ich erst zur Marke und dann zum Bestseller macht. Rebekka Reinhard fügt hinzu: „Die gelungene multimediale Inszenierung lässt jede Celebrity schön und mächtig erscheinen.“ Am Narzissmus erkrankte Normalmenschen erkennt man an ihrer Unfähigkeit, die Welt der Celebrities vom wirklichen Leben zu trennen.

Ein Narzisst verwechselt Macht und Schönheit mit dem Glück. Narzisstische Männer streben laut Rebekka Reinhard danach, sich eine Führungsposition zu sichern und sich mit einer „trophy wife“ zu schmücken, einem weiblichen Beiwerk im Barbielook. Narzisstinnen hoffen auf die Heirat mit einem reichen Unternehmer und lassen sich operieren. Rebekka Reinhard kann es nicht fassen: „Sie glauben allen Ernstes, eine aufgespritzte Oberlippe sei das Tor zu einem glücklichen, sinnvollen Leben.“

Von Hans Klumbies

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