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Die Intimität in der Ehe formt das sexuelle Verlangen

Ein Aspekt der ehelichen Beziehungen, der ebenso gründlich missverstanden wird wie das sexuelle Verlangen, ist für den amerikanischen Psychologen und Sexualtherapeuten David Schnarch derjenige der Intimität. Die emotionale Intimität spielt seiner Meinung nach bei der Stabilisierung von Liebesbeziehungen eine sehr entscheidende Rolle. David Schnarch schreibt: „Intimität ist ebenso komplex wie sexuelles Verlangen und ein weiteres Antriebsrad der ehelichen „Entwicklungsförderungsmaschine“. Intimität und sexuelles Verlangen bringen Sie dazu, ein stabileres und gleichzeitig flexibleres Selbst zu entwickeln.“ Wichtig ist es dabei zwischen der fremdbestätigten und der selbstständigen Intimität zu unterscheiden, die keine rein theoretischen Konstrukte darstellen, sondern zwei völlig verschiedene Arten der Intimität darstellen.

Die fremdbestätigte Intimität tritt zuerst in der Kindheit auf

Die meisten Menschen und selbst sehr viele Therapeuten konzentrieren sich gemäß David Schnarch auf die fremdbestätigte Intimität. Sie ist die erste Form der Intimität, die ein Mensch in seiner Kindheit erlebt. David Schnarch erklärt: „Sie beinhaltet, dass ein Partner seine Gefühle, Wahrnehmungen, Zweifel, Ängste und inneren Wahrheiten offenbart und der andere diese entweder (a) akzeptiert, bestätigt und nachempfindet und/oder (b) sich auf ähnliche Weise offenbart.“ Fremdbestätigte Intimität hängt also von Reziprozität ab. Dadurch entsteht eine Beziehung und gegenseitiges Vertrauen.

Wenn Menschen erzählen, dass sie sich tiefe Intimität wünschen, stellen sie sich laut David Schnarch gewöhnlich ein grenzenloses Reservoir bedingungsloser positiver Aufmerksamkeit vor, die mit Vertrauen, Sicherheit und Akzeptiertwerden verbunden ist – mit anderen Worten: fremdbestimmte Intimität. Die fremdbestimmte Intimität richtet sich an ein gespiegeltes Selbstempfinden, während die selbstbestätigte Intimität ein stabiles und gleichzeitig flexibles Selbst eines Menschen voraussetzt.

Die selbstbestätigte Intimität ist die Basis jeder Liebesbeziehung

Intimität mit einem Partner bedeutet nicht zwangsläufig, dass man von ihm bekommt, was man sich wünscht. Die Ehe ist für David Schnarch eine Beziehung, in der sich die Partner gegenseitig beeinflussen. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Beziehungskrisen hängt unter anderem von der Fähigkeit der Partner ab, unabhängig voneinander zu agieren.

David Schnarch schreibt: „Intimität ist ein interpersonaler Prozess, der Selbstkonfrontation und Selbstoffenbarung im Beisein des Partners beinhaltet. Intimität bedeutet, dass wir unseren eigenen Geist in Gegenwart unseres Partners spiegeln und gleichzeitig zulassen, dass auch unser Partner unseren Geist spiegelt.“ Ebenso notwendig für einen Menschen ist die Fähigkeit zu maßvollem Reagieren und sinnvoller Beharrlichkeit, wenn seine Worte von seinem Partner nicht akzeptiert, er offen kritisiert oder ihm keine Beachtung geschenkt wird.

Von Hans Klumbies

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