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In Deutschland herrscht eine große Angst

Weil Ängste zunehmend den Alltag der Deutschen bestimmen, erforscht Georg Pieper diese. Er warnt davor, sie zu verdrängen und empfiehlt Politikern, Sicherheit gegen Freiheit zu setzen. Georg Pieper stellt fest: „Es ist mir bei meiner Arbeit an Patienten, aber auch privat immer häufiger aufgefallen, wie präsent Angst plötzlich im Leben vieler Menschen ist.“ Die Angst im Alltag vor möglichen Terroranschlägen hat scheinbar tatsächlich merklich zugenommen. Doch nicht alle bezeichnen das selbst als Angst. Aber es fällt dann an Äußerungen auf wie: „Ich gucke mich genauer um“, ich fühle mich unwohl“, „ich passe besser auf“. Solche Aussagen hört Georg Pieper ständig. In diesem Sinne kann man durchaus von einem Klima der Angst sprechen. Der Psychologe, Therapeut und Traumaexperte Georg Pieper betreut seit Jahrzehnten Menschen nach extremen Katastrophen.

Rund 70 Prozent der Deutschen fürchten sich vor Terror

Der Terror ist durch die Vorfälle im vergangenen Jahr näher an Deutschland herangerückt. Aber auch so haben viele Menschen gegenwärtig das Gefühl, eine Zeitenwende zu erleben, in der vieles zusammenbricht, was ihnen vorher Sicherheit gegeben hat. Und es ist daher durchaus so, dass immer mehr Menschen mit generalisierten Ängsten in die Praxen der Psychologen und Therapeuten kommen. Georg Pieper bemerkt auch eine gewisse Scheu, über bestimmte Ängste zu sprechen. Im Schutz des Praxisraums kommen sie dann zur Sprache.

Erst einmal ist es sehr wichtig, über die persönlichen Ängste zu reden, auch wenn es nicht politisch korrekt ist oder zum Selbstbild und den eigenen Moralvorstellungen passt. Denn wenn man diese Ängste unterdrückt, werden sie oft nur noch größer. Und das ist eine Gefahr. Rund 70 Prozent aller Deutschen geben momentan an, dass ihre größte Angst, die vor Terror ist. Das birgt ein weiteres Risiko: Viele Menschen wenden sich denen zu, die einfache Lösungen versprechen. Radikalen Politikern etwa.

Den meisten Deutschen ist die Sicherheit wichtiger als die Freiheit

Erst zunächst ist Angst allerdings sinnvoll und schützt Menschen, wenn sie sich in einer konkreten Gefahr befinden. Zum Problem wird Angst, wenn sie nicht mehr einer Situation angemessen ist. Archaische Mechanismen lassen Menschen kopflos reagieren. Sie sollten eher versuchen, reflektierter und konstruktiver mit ihrer Angst umzugehen. Georg Pieper warnt: „Viele Menschen brauche in ihrer Verunsicherung eine starke Person. Viele sind bereit, die Augen davor zu verschließen, dass diese Führer ihnen mehr und mehr Freiheit nehmen.“

Vor Kurzem hat eine Umfrage in Deutschland ergeben, dass den Menschen im Land Sicherheit wichtiger ist als Freiheit. Georg Pieper weist darauf hin, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Deshalb müssen die Menschen lernen, mit der Gefahr zu leben. Es ist auch wichtig, das zu akzeptieren. Gegen die Angst hilft eine Grundregel: „Alles was mit Vermeidung zu tun hat, vergrößert die Angst langfristig.“ Wer dagegen aktiv mit seiner Angst umgeht, kann aus ihr etwas Konstruktives machen. Quelle: Welt Kompakt

Von Hans Klumbies

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