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Das limbische System steuert die Triebe und Emotionen

Walter Mischel und sein Team wissen heute inzwischen, dass die Art und Weise, wie Kinder äußere Belohnungen mental repräsentieren, vorhersagbar die Länge ihrer Wartezeit verändern. Andere Studien belegen auch, dass die Kinder es mit zunehmendem Alter besser schaffen, Belohnungen aufzuschieben; ebenso nimmt das Spektrum von Strategien zu, die sie dafür anwenden. Neunjährige Kinder können in unglaublich kreativer Weise ihre Fantasie dazu nutzen, sich abzulenken und die Zeit zu vertreiben, wenn sie in Situationen wie dem Marshmallow-Test die Belohnung aufschieben müssen. Bis zum Alter von zwölf Jahren scheinen die meisten Kinder allerdings nicht zu erkennen, dass kühle Gedanken nützlicher sind als erregende, heiße Gedanken. Die heiße emotionale Region im Gehirn ist das sogenannte limbische System. Walter Mischel gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Psychologen der Gegenwart.

Die Amygdala versetzt den Körper in Handlungsbereitschaft

Walter Mischel erklärt: „Das limbische System besteht aus einfachen Hirnstrukturen zwischen Kortex und Hirnstamm, die sich in einer frühen Phase der Evolution entwickelten. Diese Strukturen steuern grundlegende, überlebenswichtige Triebe und Emotionen, von Furcht und Wut bis zu Hunger und Sex.“ Innerhalb des limbischen Systems ist die Amygdala, eine kleine mandelförmige Struktur, besonders wichtig. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei Reaktion der Furcht und bei sexuellem sowie appetitivem Verhalten, das aus Bedürfnisbefriedigung und Lustgewinn ausgerichtet ist.

Die Amygdala versetzt den Körper schnell in Handlungsbereitschaft, sie hält nicht inne, um nachzudenken, zu reflektieren oder langfristige Folgen abzuwägen. Die Menschen haben heute noch immer ein limbisches System, das weitgehend genauso funktioniert wie bei den evolutionären Vorfahren. Walter Michel fügt hinzu: „Es bleibt unser emotional heißes Los!-System, spezialisiert darauf, schnell auf starke, emotionsauslösende Reize zu reagieren, die automatisch Lust, Schmerz und Furcht hervorrufen.

Das „Es“ steht im Dienst der sexuellen Impulse

Das limbische System ist bereits bei der Geburt voll funktionsfähig. Es lässt beispielsweise das Neugeborene schreien, wenn es Hunger oder Schmerzen hat. Im späteren Leben gibt das limbische System dem Leben seine Würze. Die Aktivierung des heißen Systems sorgt dafür, sofort zu handeln: Der Hunger nach Nahrung und das Verlangen nach anderen verlockenden Reizen rufen schnelle, heiß Los!-Verhaltensweisen hervor. Bedrohungen und Gefahrensignale lösen unwillkürliche Verteidigungs- und Fluchtreaktionen aus.

Das heiße System ähnelt dem „Es“, das Sigmund Freud in die Psychoanalyse eingeführt hat. Für Sigmund Freud war das „Es“ eine unbewusste psychische Instanz mit biologisch angelegten sexuellen und aggressiven Triebregungen, die nach sofortiger Befriedigung und Spannungsabbau drängen und gleichgültig gegenüber den Konsequenzen sind. Wie das freudsche „Es“ arbeitet auch das heiße System automatisch und überwiegend unbewusst, aber es steht im Dienst von weit mehr als nur der sexuellen und aggressiven Impulse, die Sigmund Freud interessierten. Quelle: „Der Marshmallow-Test“ von Walter Mischel

Von Hans Klumbies

 

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