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Die Mutter ist in den ersten drei Jahren für ein Kind unentbehrlich

Die Phase der Anpassung der Menschen ist von der Geburt bis in sein drittes oder viertes Lebensjahr durch eine ungewöhnliche Ohnmacht und infantile Abhängigkeit charakterisiert. Die Phase der sehr frühen Kindheit bringt für das Kind, für die Eltern und Geschwister eine Zeit stürmischer Belastungen der Gefühle mit sich. Denn die Kindheit ist nämlich alles andere als eine Idylle. Alexander Mitscherlich betrachtet das Aufwachsen eines Kindes , unter anderem eine Vielzahl von Verzichten, zu bewältigen. Vor allem junge Mütter sind davon betroffen. Denn sie sind genötigt, die Rolle der Mutter und die Rolle der Berufstätigen miteinander zu vereinen.

Frauen müssen Beruf und Mutterrolle befriedigend miteinander vereinen können

Alexander Mitscherlich erläutert: „Steht die Mutter ihrem kleinen Kind hrerer Stunden am Tag zur Verfügung, dann kann es nicht jene soziale Vertrauensgrundlage erwerben, die es zeitlebens brauchen wird, um sich mit einem Gefühl der Sicherheit im Rücken in den Raum der Gesellschaft zu wagen.“ Sollen hier krasse Notstände für das Kind vermieden werden, müssen die Vorraussetzungen geschaffen werden, die es den Müttern erlauben, Beruf und Mutterrolle befriedigend miteinander zu vereinen.

Die Arbeitszeiten müssten laut Alexander Mitscherlich so verteilt sein, dass die Trennung der Mütter von den Kindern nicht zu lange währt, weil das Kleinkind lange Perioden der Abwesenheit der Mutter nicht ohne Schaden erträgt. Auch Krippen und Kindergärten sind seiner Meinung nach dafür kein vollwertiger Ersatz. Arbeitende Mütter müssten wenigsten zwei Mal am Tag den Weg zu ihrem Arbeitsplatz ohne großen Zeitverlust und ohne zu große Anstrengung zurücklegen können.

Kurzbiographie: Alexander Mitscherlich

Der Arzt, Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich, geboren am 20. September 1908 in München, leitete von 1960 bis 1976 das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Im Jahr 1969 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zu seinen Hauptwerken zählen: „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“, „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“, „Die Unfähigkeit zu trauern“ sowie „Die Idee des Friedens“. Alexander Mitscherlich starb am 26. Juni 1982 in Frankfurt am Main.

Von Hans Klumbies

 

 

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